In der (bis morgen noch) aktuellen Ausgabe verkündet der “Spiegel” eine …
Die gilt allerdings nicht für alle und jeden, sondern nur für amerikanische Unternehmen:
Wenn es für die amerikansiche Wirtschaft wichtig ist, nimmt die westliche Supermacht eine Auszeit vom neuen Kalten Krieg mit Russland.
Was der “Spiegel” damit meint: Trotz der im Rahmen der Ukrainekrise verhängten Sanktionen gegen Russland sollen US-Firmen weiter fröhlich Handel mit russischen Geschäftspartnern treiben:
Europäische Unternehmen leiden unter den Russland-Sanktionen, ihre US-Konkurreten machen dort weiter gute Geschäfte.
So soll ein texanischer Hubschrauberbauer gerade einen dicken Deal mit einem Unternehmen abgeschlossen haben, das “zum Reich des Staatskonzerns Rostec” gehöre. Rostec stehe allerdings “auf der amerikanischen Sanktionsliste”. Und auch Flugzeugbauer Boeing deckt sich weiter mit Rohstoffen aus Russland ein.
Um zu zeigen, dass dies keine Einzelfälle sind, vergleicht der “Spiegel” Zahlen des russisch-amerikanischen Außenhandels mit Zahlen des russisch-europäischen:
Diese Entwicklung hatte bereits Russlands Präsident Wladimir Putin in einer Rede zur Lage der Nation thematisiert:
Genüsslich verwies er auf russische Statistiken, nach denen der amerikanische Handel mit Russland 2014 deutlich gewachsen sei, der mit Deutschland allerdings gesunken.
Sowohl Putin als auch die Zahlen des “Spiegel” beziehen sich auf Statistiken aus Russland. Es gibt aber auch welche aus den USA zum Außenhandel der beiden Länder. Und die sehen etwas anders aus.
Demnach ging die Summe des Warenhandels zwischen den USA und Russland von 2013 (38,2 Milliarden US-Dollar) nach 2014 (34,4 Milliarden US-Dollar) um knapp zehn Prozent zurück. Damit setzte sich der seit 2011 anhaltende Negativtrend fort.
Weiter schreibt der “Spiegel” mit Bezug auf die russischen Zahlen, dass inzwischen auch der amerikanisch-russische Außenhandel rückläufig sei, allerdings nicht so stark wie der zwischen der EU und Russland:
Der Außenhandel der EU mit Russland brach in den ersten beiden Monaten des Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um etwa ein Drittel ein, der amerikanisch-russische Warenverkehr jedoch lediglich um sechs Prozent.
Auch hier sagen die US-Zahlen etwas anderes: Im Januar und Februar 2014 betrug die Summe aus Im- und Export demnach noch 5,6 Milliarden US-Dollar, 2015 nur 4,2 Milliarden — ein Rückgang von 25 Prozent.
Das alles heißt natürlich nicht, dass die These des “Spiegel”, US-Firmen würden auf die Russlandsanktionen pfeifen, falsch ist. Es ist aber schon bemerkenswert, dass er für den Artikel nur die russischen Zahlen heranzieht und die — deutlich abweichenden — amerikanischen nicht einmal erwähnt.
Mit Dank an Martin!