Auf der Titelseite der heutigen “Bild” prangt ein Foto von zwei Menschen im Wasser:
Es zeigt den früheren Bundesverteidigungsminister, früheren SPD-Vorsitzenden, früheren Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und heutigen Präsidenten des Bundes Deutscher Radfahrer Rudolf Scharping und seine Ehefrau Kristina Gräfin Pilati von Thassul zu Daxberg und es spricht wenig dafür, dass der “BILD-Leser-Reporter” die Aufnahme mit Genehmigung der Abgebildeten gemacht und die Zeitung eine Genehmigung für den Abdruck hat. Aber das soll uns heute mal nicht interessieren.
Interessieren soll uns diese Behauptung:
Vor elf Jahren hatte Scharping ein Foto mit Gräfin Pilati im Pool auf Mallorca das Amt des Verteidigungsministers gekostet.
Die stimmt nämlich so nicht.
Die Geschichte mit den Fotos (wenn’s nur eines gewesen wäre — es war eine neunseitige Titelgeschichte in der “Bunte”!) ist tatsächlich elf Jahre her: “Bunte”-Reporter Paul Sahner und ein Fotograf dokumentierten damals mit Erlaubnis (wenn nicht gar im Auftrag) der beiden die “ausgelassenen Wasserspiele” der Frischverliebten. Das kam unter anderem deshalb in Deutschland so schlecht an, weil zur gleichen Zeit, als der deutsche Verteidigungsminister auf Mallorca planschte, deutsche Soldaten kurz vor einem Einsatz in Mazedonien standen.
Wenige Wochen später kritisierte die Opposition, dass Scharping bei den Unterbrechungen des besagten Mallorca-Urlaubs (“für die Beschlüsse von Kabinett und Bundestag zum Mazedonien-Einsatz sowie für einen Truppenbesuch in Mazedonien”) auf die Flugbereitschaft der Bundeswehr zurückgegriffen hatte. Scharping wies die Kritik zurück, doch die Lage spitzte sich so weit zu, dass die “Süddeutsche Zeitung” schrieb, “ranghohe Politiker der Koalition” hätten Scharping als “politisch tot” bezeichnet.
Das war am 11. September 2001. Am Nachmittag deutscher Zeit ereigneten sich die Anschläge in New York City und Washington, D.C. und Deutschland brauchte für den damit eingetretenen NATO-Bündnisfall einen Verteidigungsminister. Rudolf Scharping blieb im Amt.
Erst als der “Stern” im Juli 2002 über “zweifelhafte Geschäfte” berichtete, die Scharping mit dem PR-Berater Moritz Hunzinger gemacht haben soll, entließ Bundeskanzler Gerhard Schröder seinen Verteidigungsminister.
Und so endete die politische Karriere des Rudolf Scharping. Aber nicht “vor elf Jahren” und nicht wegen “eines Fotos”.