Nächstes Jahr trägt Marseille den Titel “Kulturhauptstadt Europas”, aber so richtig super ist die Lage in der Stadt nicht, weiß die “Süddeutsche Zeitung”, die sich schon jetzt dort umgesehen hat:
Die Großsiedlungen aus den sechziger Jahren sind teilweise zu Geisterstädten verkommen, in denen der Drogenhandel blüht und die Polizei sich nur noch mit Verstärkung bewegt. Der Rückgang des Industrie- und Hafenbetriebs hat die Arbeitslosigkeit erhöht. Die Hälfte der Haushalte ist nicht einkommenssteuerpflichtig, ein Drittel der Einwohner lebt an der Armutsgrenze, jeder zehnten Familie fehlt ein Elternteil. Marseille ist zwar die größte, zugleich aber die ärmste unter Frankreichs Regionalmetropolen.
Bei sueddeutsche.de sieht das etwa so aus:
Es mag sein, dass sich die Polizei “in Teilen der Stadt, in denen der Drogenhandel blüht”, “nur noch mit Verstärkung” bewegt — doch das Bild ist ziemlich ungeeignet, das zu illustrieren: Die abgebildeten Polizisten begleiten die Evakuierung von mehr als 4.000 Einwohnern anlässlich der Entschärfung einer amerikanischen Fliegerbomber aus dem Zweiten Weltkrieg vor zwei Wochen.
Mit Dank an Simon Sch.
Nachtrag, 2. Februar: sueddeutsche.de hat das Foto samt Bildunterschrift entfernt und folgenden Hinweis unter den Artikel gesetzt:
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung des Textes war ein Foto dargestellt, das französische Polizisten in Marseille zeigt. Die Bildunterschrift erweckte den Eindruck, dass die Beamten aus Sicherheitsgründen in Gruppen unterwegs seien. Tatsächlich begleiteten die abgebildeten Polizisten die Evakuierung von mehr als 4.000 Einwohnern anlässlich der Entschärfung einer amerikanischen Fliegerbomber aus dem Zweiten Weltkrieg. Dank bildblog.de haben wir diese irreführende Berichterstattung berichtigen können, indem wir das Foto entfernt haben.