Auf der Suche nach dem sinnlosesten Stück Onlinejournalismus aller Zeiten sind wir möglicherweise fündig geworden. Unscheinbar versteckt mitten in einem Artikel über einen Stier, der bei einer Stierkampf-Veranstaltung ins Publikum gesprungen ist:
Mehrere Menschen in roten Hemden und T-Shirts waren unter den Verletzten, was jedoch kein Beleg für eine bewusste Handlung des Tieres ist.
So steht es bei “Spiegel Online”. Und wenn mehrere Menschen unter den Verletzten gewesen wären, deren Nachnamen mit “M” beginnt, so wäre das sicher genauso wenig ein “Beleg für eine bewusste Handlung des Tieres” gewesen — zumal der Satz nicht gerade sinnvoller wird durch das, was unmittelbar auf ihn folgt:
Wie die meisten Säugetiere haben auch Stiere keine Farbwahrnehmung.
Auf eine verquere Art und Weise ist aber selbst dieser Unfug eine Steigerung gegenüber dem, was “Spiegel Online” ursprünglich über die “dramatischen Szenen”, die auf den Fernsehbildern aus einer spanischen Stierkampfarena zu sehen sind, geschrieben hatte:
Dabei ist deutlich zu sehen, dass das Tier immer wieder Kurs auf Menschen in roten Hemden nahm und Personen in weißer Kleidung verschonte.
“Spiegel Online”, sonst angeblich auf eine Kennzeichnung nachträglicher Textänderungen bedacht, hat sich diesmal für die klammheimliche Überarbeitung entschieden.
Mit Dank an Marvin S., Sandro K. und besonders an Rocky G.