Am 5. August berichtete “Bild” im Zusammenhang mit der Diskussion um längere Arbeitszeiten Beunruhigendes:
Kommt das etwa bald für alle? Als erste Firma in Deutschland hat der Süßwaren-Hersteller Nappo die 60-Stunden-Woche eingeführt! Ab sofort lässt die Firma die 150 Mitarbeiter im Werk Krefeld regulär 40 Stunden pro Woche arbeiten. Darüber hinaus muss jeder Beschäftigte zusätzlich 20 Überstunden in der Woche machen. Zuschläge werden dafür nicht gezahlt. Die Branchen-Gewerkschaft NGG läuft Sturm gegen die irre langen Arbeitszeiten! Sprecherin Brigitte Bresser: „Was die Nappo-Geschäftsleitung da macht, ist gesetzeswidrig. Wir haben bereits das Amt für Arbeitsschutz eingeschaltet.“
Laut “Spiegel Online” war das, gelinde gesagt, irreführend:
Kein Wort in “Bild” davon, dass sich Belegschaft, Betriebsrat und Geschäftsführung so gut wie einvernehmlich auf den Deal geeignet hatten.
Tatsächlich habe sich NGG über einen “klaren Gesetzes- und Tarifbruch” beschwert. Dabei ging es allerdings darum, dass die Überstunden nur wie normale Arbeitsstunden vergütet werden sollten sowie gegen die Verteilung der 60 Stunden auf fünf statt, wie vorgeschrieben, sechs Tage in der Woche. Diese Umstände seien inzwischen geändert worden:
Schon am 4. August … fanden die Krefelder eine neue Abmachung, von der Betriebsrat und Geschäftsführung nunmehr beteuern, dass sie “sich im gesetzlichen und tariflichen Rahmen bewegt”. … Zu keinem Zeitpunkt also drehte sich der “Nappo-Skandal” um die Tatsache, dass 60 Stunden lang gearbeitet wurde, wie “Bild” suggerierte.
Die Überschrift des “Spiegel Online”-Artikels über den von “Bild” aufgedeckten “Skandal, der keiner war”: “Nappo und das Märchen von der 60-Stunden-Woche”.