Gestern Abend lief im WDR ein interessanter Reisebericht: “Eberl entdeckt den Iran — Reform unter Beobachtung”. TV-Journalist Jens Eberl ist mit seiner Kollegin Zoya Ghoraishi durch den Iran gereist, rausgekommen ist eine knapp 30-minütige “Weltweit”-Reportage.
Darin auch dieser Dialog an einer Bushaltestelle (ab Minute 6:14):
Ghoraishi: Na, fällt Dir bei den Bussen was auf?
Eberl: Haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel, würde ich sagen.
Ghoraishi: Aber was anderes meine ich jetzt.
Eberl: Was denn?
Ghoraishi: Guck mal, wo die Frauen sitzen und wo die Männer sitzen. Wenn der Fahrer ein Fahrer und nicht eine Fahrerin ist, dann sitzen Männer vorne und Frauen hinten. Wenn der Bus aber von einer Frau gefahren wird, dann sitzen Frauen vorne und Männer hinten.
Schnitt. Ab in die U-Bahn in Teheran …
… dazu sagt ein Sprecher:
Strikte Trennung auch in der U-Bahn: Frauen links, Männer rechts.
Das Social-Media-Team der “Tagesschau” hat diese kurze Passage aus Eberls Iran-Beitrag genommen und bei Facebook gepostet. Dazu eine deutliche Ansage, wie es mit der Geschlechtertrennung im öffentlichen Nahverkehr im Iran aussieht:
Ganz so einfach ist es allerdings nicht. In Stadtbussen gilt in der Tat eine klare Trennung nach Geschlechtern. Bei Nacht- und Reisebussen scheinen die Iraner diese Trennung nicht ganz so genau zu nehmen — jedenfalls berichten einige Touristinnen, dass sie bei Fahrten neben Männern saßen.
In der U-Bahn in Teheran wird, anders als vom WDR im TV und von der “Tagesschau” bei Facebook behauptet, nicht “strikt getrennt”. Es gibt im Iran zwar — wie in anderen Ländern — “women only”-Abteile, Frauen dürfen sich aber auch in alle anderen Waggons setzen oder stellen. So steht es in Reiseblogs, bei “Wikipedia”, im “Guardian” und so ist es in Videos zu sehen.
Es gibt sicher einiges, was man an der rechtlichen Situation der Frauen im Iran kritisieren kann. U-Bahn-Fahrten gehören aber nicht dazu. Die “women only”-Waggons könnte man sogar als Zusatzangebot für Frauen interpretieren, die in überfüllten Zügen nicht zwischen Männern eingeklemmt sein wollen.
Der Videoclip im Facebook-Post der “Tagesschau” hat inzwischen mehr als 250.000 Aufrufe. Im Kommentarbereich darunter regen sich zahlreiche User auf:
Das stimmt einfach mal nicht!
Im Iran ist bei Leibe nicht alles Friede Freude Eierkuchen und mit Frauenrechten ist es nicht weit her aber dieser Bericht ist schlicht falsch!
Das stimmt doch gar nicht, ich war in Teheran, bin mit der U Bahn gefahren und stand zwischen Männern und Frauen.
Diese Art der Berichterstattung ist schlicht und ergreifend eine Unverschämtheit. Dass selbst die Tagesschau sich auf dieses Niveau herab lässt ist wirklich traurig und armselig.
Ach du meine Güte! Ich bin leider gerade etwas schockiert über die Berichterstattung der tagesschau.
Wow… Wieder einmal verlogene hetze von den öffentlich Recht-lichen???
LügenMedien halt!
Andere User glaubten dem Beitrag, fanden den Inhalt aber trotzdem blöd und kommentierten im “Danke Merkel”-Stil:
Die bringen so ein Post weil se uns das Schmackhaft machen wollen… bald wird es hier auch so sein #wirschaffendas
Na das werden wir auch bald einführen müssen. Besonders für Frauen die allein unterwegs sind, wird das wohl interessant. Andererseits würde es bei uns aber eigentlich nichts bringen, da es keine Strafen geben würde wenn sich jemand nicht dran hält. Es sei denn wir führen die Scharia Polizei ein. Allerdings müssten wir vorher erstmal alle zum Islam konvertieren. Genau, das ist doch die Idee. Nicht die Migranten passen sich an, sondern die Deutschen müssen sich anpassen, oder?
Kommt bei uns auch bald. Deutschland soll sich ja under dieser Regierung gefälligst an den Islam besser anpassen.
Nach etwa 400 Kommentaren, von denen geschätzt 70 Prozent den Inhalt des Videos als falsch bezeichnen, reagierte das Social-Media-Team der “Tagesschau”:
Nach der “Konkretisierung” des “Teasertextes” heißt es nun nicht mehr “Im Iran gilt eine strikte Geschlechtertrennung in Bussen und U-Bahnen”, sondern:
Mit Dank an Helena und Kai für die Hinweise!