Neben Persönlichkeitsrechtsverletzungen, dumpfem Patriotismus und ein wenig Hetze gegen Minderheiten darf in einer typischen “Bild”-Ausgabe eins nicht fehlen: schlechte Witze. Jeden Tag gibt es eine kleine Humor-Ecke im Blatt, gekennzeichnet durch ein :-)-Emoticon. Mal sind es zwei Kalauer, mal drei, mal vier. Eines haben sie jedenfalls alle gemeinsam: Sie sind sehr, sehr dämlich.
So einen Witz findet man da zum Beispiel:
VATER-SOHN-WITZ
Vater und Sohn gehen spazieren. Plötzlich grüßt der Kleine einen wildfremden Mann. Fragt der Vater: “Wer war denn das?” — “Einer vom Umweltschutz. Er fragt Mutti immer, ob die Luft rein ist …”
Oder so einen:
GÄRTNER-WITZ
Sitzen zwei Gärtner im Garten. Saft der eine: “Pflanzen soll man gut zureden, damit sie schön wachsen.” Darauf der andere: “Gut, dann beschimpfe ich jetzt das Unkraut!”
Oder so einen:
URLAUBS-WITZ
“Ich habe gehört, ihr fahrt dieses Jahr doch nicht nach Argentinien?” — “Nein, das ist falsch. Nicht nach Argentinien sind wir im letzten Jahr gefahren. Dieses Jahr fahren wir nicht nach Hawaii!”
Das ist also der Humor, den die “Bild”-Zeitung ihren Leserinnen und Lesern zutraut.
Zu den “Bild”-Scherzen kommen wir gleich noch mal. Jetzt erstmal kurz zurück zu unserem Blogeintrag von vergangenem Samstag: Da hatten wir darüber geschrieben, dass “Bild” zwei Gegendarstellungen des Musikers Herbert Grönemeyer abdrucken musste. Es ging um eine “Bild”-Titelgeschichte aus dem Mai dieses Jahres. Das Blatt hatte geschrieben, Grönemeyer habe seine 28-jährige Freundin geheiratet. Die war aber gar nicht 28, sondern älter. Außerdem hatte “Bild” behauptet, dass die Trauung auf dem “Anwesen ‘La Fabrique'” stattgefunden habe. Auch das war falsch. Also musste die Redaktion diese zwei Gegendarstellungen von Herbert Grönemeyer veröffentlichen:
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)
Gegendarstellung
Auf der Titelseite der “Bild”-Zeitung vom 12. Mai 2016 heißt es: “JA-WORT MIT J… (28) IN FRANKREICH Grönemeyer heiratet seine junge Freundin!”
Hierzu stelle ich fest: Meine Partnerin ist nicht 28. Sie ist mehrere Jahre älter.
Berlin, den 12. Mai 2016 — Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Schertz für Herbert Grönemeyer
Anmerkung der Redaktion: Herbert Grönemeyer (60) hat recht. Vor Gericht hat er angegeben, seine Partnerin sei acht Jahre älter als von BILD behauptet.
Gegendarstellung
In der “Bild”-Zeitung vom 12. Mai 2016 schreiben Sie auf Seite 4 in einem Artikel mit der Überschrift “Männer heiraten heimlich“:
“Am vergangenen Wochenende sollen der Sänger und seine Lebensgefährtin (…) Gäste zur Trauung auf das Anwesen ‘La Fabrique’ (…) im südfranzösischen Ort Saint-Rémy-de-Provence eingeladen haben.”
Hierzu stelle ich fest: Es hat keine Trauung zwischen mir und meiner Lebensgefährtin auf dem Anwesen ‘La Fabrique’ stattgefunden.
Berlin, den 12. Mai 2016
Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Schertz für Herbert Grönemeyer
Auch am vergangenen Samstag gab es wieder eine :-)-Ecke in “Bild”, dieses Mal direkt unter der zweiten Gegendarstellung abgedruckt:
Die drei Witze gehen so:
ANWALT-WITZ
“Ich weiß nicht, was Sie haben”, wundert sich der Scheidungsanwalt. “Ihr Mann ist doch für sein Alter noch sehr rüstig!” “Für sein Alter schon”, meint die junge Frau. “Aber nicht für meins!”HELLSEHER-WITZ
Die Kartenlegerin ist besorgt, als sie in die Karten von Frau Müller schaut: “Ihr Mann wird sterben!” Die Reaktion: “Ich weiß. Mich interessiert, ob sie mich schnappen und zu was ich verurteilt werde.”ARZT-WITZ
Ein alter Mann beim Arzt: “Meine 50 Jahre jüngere Frau ist schwanger! Wie kann das sein?” Doktor: “Stellen Sie sich vor, Sie laufen im Wald, sehen ein Reh, nehmen Ihren Stock und tun so, als ob Sie das Reh erschießen wollen. Das Reh fällt tot um. Was denken Sie?” “Da hat ein anderer geschossen!” “Richtig!”
Jetzt kann es Zufall sein, dass die Leute von “Bild” genau für den Tag, an dem sie die Gegendarstellungen eines älteren Mannes abdrucken mussten, der eine jüngere Frau geheiratet hat, drei Witze über ältere beziehungsweise sterbende Männer und jüngere beziehungsweise mordende Frauen rausgesucht haben. Oder aber sie sind beleidigte Nachtreter, die mit einer berechtigten Beschwerde und einer gerichtlichen Entscheidung nicht gerade souverän umgehen.