Wenn Digitalthemen Schlagzeilen machen, ist es ein Alptraum für Bildredakteure. Denn das Internet ist nicht fotogen. An Hackern in Skimasken, Snowden-Fotos und abfotografierten Bildschirmen hat sich das Publikum schon lange sattgesehen.
Nicht ganz so schlimm war es, als der Europäische Gerichtshof am Dienstagmorgen eine überraschende Entscheidung verkündete: Der Suchmaschinenkonzern Google wurde verpflichtet, bestimmte Artikel über den spanischen Kläger nicht mehr zu verlinken. Es war kein Problem, denn die dpa hatte das perfekte Bild im Angebot: Eine Google-Angestellte, die einsam zwischen den riesigen Serverschränken an einem Laptop sitzt und Wartungsarbeiten vornimmt. Das Foto ist so perfekt, dass es bei vielen Online-Portalen verwendet wurde.
Auf sueddeutsche.de, …
… auf spiegel.de ,…
… welt.de …
… bei der Frankfurter Rundschau, beim Handelsblatt und vielen anderen.
Das Problem an dem Bild: Es ist eine Fälschung. Oder eine künstlerische Neuinterpretation des Google-Rechenzentrums in Oregon.
Es stammt aus der Hochglanzproduktion “Where the Internet lives“, mit dem sich Google 2012 von seiner besten Seite präsentieren wollte. Die Fotografin Connie Zhou hatte, wie Google nach herber Kritik schließlich einräumte, aus ästhetischer Gründen Korrekturen an den Originalbildern vorgenommen. Mal wurden die Kontraste bereinigt, mal ein störender Lichtfleck ausgeblendet, mal die Perspektive des Bildes digital verändert. Bei dem heute so prominenten Bild baute sie jedoch gleich das Gebäude um: Der breite Gang neben der Google-Mitarbeiterin — hier die Originalaufnahme — wurde kurzerhand in der Nachbearbeitung mit einem Serverschrank überdeckt, sodass sie komplett von Computern eingeschlossen scheint. Sehr symbolisch, aber eben auch falsch.
Die prominente Bildverfälschung, die zum Beispiel vor zwei Jahren von Zeit Online aufgegriffen worden war, war der Bildredaktion der dpa entgangen. Auf unsere Nachfrage hat ein Sprecher der Nachrichtenagentur nun Konsequenzen versprochen: “Wir ziehen das Bild jetzt aus dem Dienst zurück, denn Bildmanipulationen jeglicher Art sind mit den dpa-Standards nicht vereinbar.”
Nachtrag, 13:02 Uhr: Süddeutsche.de hat das Bild inzwischen transparent ersetzt.