Bio-Lehrer Karlo Sauer von der Geschwister-Scholl-Hauptschule in Radevormwald bei Köln hatte eine gute Idee. Er lud zum Welt-Aids-Tag eine Expertin zur Aufklärung seiner Schüler ein, denn:
“Viele wissen einfach nicht richtig über Aids und HIV Bescheid.”
Nicht ganz so gut war seine Idee, auch einen Journalisten vom “Remscheider General-Anzeiger” einzuladen. Denn der fügte in seinen Artikel über den Aufklärungsunterricht den Satz ein:
Deutschlandweit sind rund 86.000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert, 27.000 Menschen starben letztes Jahr durch eine Infektion, besagt eine Studie des Robert-Koch-Instituts.
Das erscheint schon bei einer grob überschlägigen Rechnung unwahrscheinlich. In Wahrheit schätzt das Robert-Koch-Institut die Zahl der Menschen, die im vergangenen Jahr an den Folgen einer HIV-Infektion gestorben sind, auf ungefähr 650. Insgesamt, also seit Entdeckung des Virus vor rund 25 Jahren, sind es ungefähr 27.000 Tote. Auch mit den 86.000 liegt der “General-Anzeiger” falsch. Das ist die geschätzte Gesamtzahl all jener, die sich im Verlauf der Epidemie in Deutschland angesteckt haben — inklusive der bereits gestorbenen. In Deutschland leben laut Robert-Koch-Institut aktuell rund 63.500 Menschen mit HIV oder Aids.
Auch ein weiterer Aufklärungsversuch des “Remscheider General-Anzeigers” gestern ging schief. In einem Artikel der Jugendbeilage “X-Ray” hieß es:
2119 Menschen in Deutschland sind an HIV erkrankt. In Nordrhein-Westfalen sind es 519 (…)
Diese Zahlen sind nun viel zu niedrig — egal ob die Autorin nun HIV-Infektionen oder Aids-Erkrankungen meinte. Die Zahl der Aids-Kranken schätzt das RKI auf 10.500 bundesweit und 1700 in Nordrhein-Westfalen. Diesen Fehler korrigierte “X-Ray” heute.
Aber wenn die Aufklärung der Menschen über HIV und Aids von der Sorgfalt und dem Verständnis von Journalisten abhängt, wird es ein mühsamer Weg.