Vergangenen Samstag berichtete “Bild” mal wieder über eine “heiße Spur” im Fall der getöteten Michelle aus Leipzig. Und zwar bereits auf der Titelseite (siehe Ausriss).
Wie schon zuvor, als “Bild” von angeblich heißen Spuren schrieb (wir berichteten), handelt es sich auch hier um eine “Interpretation der ‘Bild’-Zeitung”, wie ein Sprecher der Leipziger Polizei es uns gegenüber formuliert. Zurzeit sei noch nicht mal sicher, ob die in der Gärtnerei gefundenen Gegenstände überhaupt im Zusammenhang mit dem Fall Michelle stünden.
Und tatsächlich ist wohl der gesamte “Bild”-Artikel eine einzige große Interpretation:
VERSTECKTE SICH HIER MICHELLES MÖRDER? WURDE DAS MÄDCHEN HIER GETÖTET? (…) Ist das der Tatort?
Aber die “Bild”-Zeitung gibt sich nicht vollständig mit derlei Gestocher Fragen zufrieden. Sie schreibt auch:
Die grausame Theorie der Ermittler: Der Mörder fesselte dort die kleine Michelle auf den Stuhl, misshandelte sie. Danach schmiss er ihre Leiche in den Fahrradanhänger, um sie in den Ententeich zu werfen.
Was “Bild” als “grausame Theorie der Ermittler” bezeichnet, nennt der Polizeisprecher:
Reine Spekulation.
Er halte es für sehr unwahrscheinlich, dass irgendein mit dem Fall betrauter Ermittler der “Bild”-Zeitung gegenüber diese Theorie geäußert habe. Auch wenn die hohe Aufmerksamkeit der Medien dafür sorge, dass viele Hinweise bei der Polizei* eingingen, so seien spekulative Medienberichte “grundsätzlich ein Problem”, da sie die Ermittlungen behindern könnten.
Und womöglich zeigt der letzte Satz des “Bild”-Artikels noch am besten, wo “Bild” die grausame Ermittler-Theorie her hat:
Doch die Gesichter der Ermittler lassen Schlimmes vermuten…
Mit Dank auch an Stephan L. und Heinz B.
*) Heute berichtet “Bild” über eine Frau, die einen “Verdächtigen” gesehen haben will, “der auf einem Spielplatz und an einer Schule Mädchen in Michelles Alter angesprochen hat!” Der Mann habe genauso ausgesehen, wie der auf dem Phantombild, das “Bild” vor einer Woche zeigte. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, rief die Polizei anlässlich dieser “Bild”-Geschichte Zeugen “eindringlich” auf, “sich mit Hinweisen direkt an die Ermittler zu wenden. Es sei nicht hilfreich, wenn sie sich während laufender Ermittlungen an die Medien wendeten. ‘Das macht unsere Ermittlungen nicht gerade einfacher'”.