Rolf Kleine ist ein Mann, der sich auskennt: Er leitet das Parlamentsbüro bei “Bild”.
Das hielt ihn offenbar trotzdem nicht davon ab, im heutigen Leitartikel über die Bremen-Wahl seine Ahnungslosigkeit unter Beweis zu stellen:
Besonders bitter für CDU-Herausforderin Rita Mohr-Lüllmann: Zum ersten Mal seit 1949 sind die Christdemokraten bei einer deutschen Landtagswahl nur noch drittstärkste Kraft – 20,1 %, 5,5 % weniger als 2007.
Wie man es dreht und wendet: Das ist völliger Unfug.
Und wird nicht richtiger, wenn man es auf die Titelseite schreibt:
Noch mal für alle Journalisten:
- 1950 wurde die CDU bei den Landtagswahlen in Hessen drittstärkste Kraft hinter SPD und FDP.
- Ebenfalls 1950 erreichte die CDU bei den Wahlen in Schleswig-Holstein nur die drittmeisten Stimmen hinter der SPD und dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten, verfügte wegen der Direktmandate im Landtag aber über ebenso viele Sitze wie die SPD (16) und stellte mit Walter Bartram den Ministerpräsidenten.
- Bei der Bürgerschaftswahl in Bremen 1951 wurde die CDU sogar Vierter hinter der SPD, der Deutschen Partei (DP) und der FDP.
- In Brandenburg kam die CDU bei der Landtagswahl im Jahr 2004 hinter SPD und PDS nur auf Platz 3.
- Fünf Jahre später hieß die PDS nun Linkspartei, aber die CDU landete in Brandenburg erneut hinter ihr und der SPD.
Interessant auch diese Formulierung von Kleine:
Übrigens: Bei der Bremen-Wahl durften erstmals in Deutschland auch Jugendliche ab 16 Jahren mitstimmen – trotzdem sank die Wahlbeteiligung auf 54 %, den niedrigsten Wert aller Zeiten. Das Endergebnis wird erst Mitte der Woche vorliegen.
Wenn mehr Leute abstimmen dürfen als beim letzten Mal, diese aber vermutlich nicht sehr engagiert von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, dann ist die Wahlbeteiligung nicht “trotzdem” gesunken, sondern “deshalb”.