Bild.de hält unbeirrt daran fest, Fotos von gewaltsamen Auseinandersetzungen in Nepal als Fotos von gewaltsamen Auseinandersetzungen in Tibet auszugeben. Eine Anfrage von uns, ob sich Bild.de das Recht vorbehalte, an dieser Praxis auch in Zukunft festzuhalten, blieb unbeantwortet.
Anders als andere Medien sieht Bild.de offensichtlich keinen Grund zu einer Korrektur. Auch eine lange gemeinsame Analyse von Bild.de-Weltpolitik-Experte Karl Wendl und “Bild”-Alles-Experte Paul C. Martin vom vergangenen Dienstag ist nach wie vor mit einem Foto illustriert, das den Einsatz nepalesischer Polizisten bei einer Demonstration vor der chinesischen Botschaft in Kathmandu zeigt. Bild.de behauptet, es zeige das Vorgehen chinesischer Soldaten in Tibet:
Aber vielleicht tut man den Experten von Bild.de unrecht, wenn man ihnen böse Absicht unterstellt. Womöglich ist es nur Ahnungslosigkeit. Als einen Grund dafür, warum China Tibet “unbedingt behalten will” nennen sie den “militärischen Faktor”:
Durch die einmalige strategische Lage im Dreieck von China, Indien und Russland ist Tibet für Peking eine wichtige Pufferzone gegen die mächtigen Nachbarn.
Tibet ist ein denkbar schlechter Puffer gegen Russland — es grenzt nicht an Russland, ja: Es liegt nicht einmal in der richtigen Ecke des Landes. Zwischen den Grenzen der autonomen Region Tibet und Russland sind rund 1500 Kilometer Luftlinie. Aber das Problem kennen wir ja schon.
Vielen Dank an Axel F. für den Hinweis!