Es gibt im deutschen Kulturbetrieb (neben Mario Barth und der Band Revolverheld) kaum ein weicheres Ziel für Kritiker als Til Schweiger.
Das muss einen Rezensenten natürlich nicht davon abhalten, trotzdem draufzuhauen. So wie Jan Füchtjohann in der “Süddeutschen Zeitung”: Nachdem er sich zwei Absätze lang daran abgearbeitet hat, dass Schweiger in der Talkshow von Markus Lanz Sexualstraftätern ihre Menschenrechte absprechen wollte (und damit erwartbarerweise zum Liebling von “Bild” avancierte), geht Füchtjohann mit Schweigers neuestem Film ins Gericht.
Stattdessen geht es dann um einen Drehbuchautor, der, netter Einfall, Til heißt und in einem Loft in Berlin wohnt, wo er ganz viel Sex mit hübschen Frauen hat. Plötzlich steht seine acht Jahre alte Tochter vor der Tür, von der er bis dahin noch gar nichts wusste. Das führt natürlich zu allerlei lustigen Verwicklungen. Ach ja, “Kokowääh” ist Kindersprache für “Coq au vin”, das einzige Gericht, das Til kochen kann.
Den “netten Einfall” könnte man auch als kleinen Ausfall des Rezensenten bezeichnen, denn Til Schweigers Filmfigur heißt nicht “Til”, sondern “Henry”.
Das geht auch aus dem Trailer hervor:
… so wie auch alle anderen Szenen, die Füchtjohann in seiner Filmkritik beschreibt:
Nur leider sieht der Film über weite Strecken aus wie ein Werbespot für Joghurt, Bausparen oder Kaffee-Pads: Menschen bewerfen sich im Gegenlicht mit Daunenfedern, laufen auf einer sonnigen Wiese hintereinander her, oder sitzen lachend mit einem Laptop auf dem Sofa.
Wenn Füchtjohann sich also tatsächlich den ganzen Film angesehen haben sollte und nicht nur den Trailer, so wäre das zumindest nicht nötig gewesen.
Mit Dank an Simon G. und Svenja W.