Gestern befand sich auf Seite 2 der “Bild”-Zeitung ein großes Foto. Es zeigte einen “blutüberströmten” Bundeswehrsoldaten, der am vergangenen Samstag bei dem Selbstmordanschlag auf einem Marktplatz in Kundus offenbar verletzt wurde. “Bild” hatte den Mann nicht unkenntlich gemacht, so dass deutlich sein verstörter Gesichtsausdruck zu sehen war (wir berichteten).

Hat er nicht einen Moment an die Opfer gedacht, an die trauernden Angehörigen?
Eine Frage, die man auch “Bild” stellen kann. Denn der Sprecher des Bundeswehr-Wiederaufbauteams im nordafghanischen Kundus, Oberstleutnant Günter Schellmann, zeigte sich “erschüttert über die Berichterstattung” in Teilen der Presse zum Anschlag in Afghanistan, wie es in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa heißt:
“Ich glaube, da ist viel kaputt gemacht worden”, sagte er am Dienstag am Rande eines Besuchs von Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Es sei sehr schwer gewesen, die Soldaten und auch die Führung zu beruhigen, als die “hässlichen Bilder” in Teilen der deutschen Presse kursierten und auch die Familien der unmittelbar Betroffenen des Anschlags erreicht hätten. “Das hat uns alle tief getroffen. Ich habe nicht geglaubt, dass so was in Deutschland möglich ist.” Nach dem Anschlag am Samstag waren drastische Bilder einer privaten afghanischen Fernsehstation auch von einigen deutschen Medien übernommen worden.