Das stand vergangenen Sonntag in der “Bild am Sonntag”. Ein 25-jähriges Mädchen, die “BamS” nennt es “Conny M.”, sei vor einiger Zeit beinahe von dem Mann vergewaltigt worden, der vor einer Woche wegen des Mordes an der 13-jährigen Mirjam aus dem südbadischen Ort Auggen verhaftet wurde. In der “BamS” heißt es:
Die Junge Frau ist noch immer fassungslos. “Als ich die Zeitung aufschlug und sein Foto sah, habe ich ihn sofort wiedererkannt”, sagt Conny M.* (25). “Dieser Kerl hat versucht mich zu vergewaltigen.” Der Kerl ist, da ist sich Conny M. sicher, Christian S. (31), der mutmaßliche Mörder von Mirjam († 13). (…) “Es war vor anderthalb Jahren”, erzählt die junge Verkäuferin.
Gestern gab die Polizei Freiburg, die “aufgrund des Artikels” Kontakt zu Conny M. aufnahm, eine Pressemitteilung zu diesem “BamS”-Artikel heraus. Darin stellt sie nicht nur klar, dass sich das Ganze vor zweieinhalb Jahren zugetragen hatte. Die Überschrift lautet:
Opferaussagen nicht richtig wiedergegeben — Vermutlich kein Zusammenhang mit Kindermord Auggen
Inzwischen hat die Polizei sich ausführlicher mit Conny M. unterhalten, und das “vermutlich” aus der Pressemitteilung kann man streichen. Ein Sprecher sagte uns:
Es gibt keinen Zusammenhang zum Kindermord in Auggen.
Außerdem erklärte uns die Polizei, was genau in der “BamS” nicht richtig wiedergegeben worden sei: So habe das Mädchen zu Protokoll gegeben, dass sie gegenüber der “BamS” nicht gesagt habe, sie sei Mirjams Killer entkommen. Auch habe sie nicht gesagt, dass “dieser Kerl” versucht habe, sie zu vergewaltigen. Und “sofort wiedererkannt” habe sie Christian S. auch nicht. Vielmehr sei ihr von einem “BamS”-Mitarbeiter ein Zeitungsfoto des Mannes vorgelegt worden*, und sie sei gefragt worden, ob er ihr bekannt vorkomme. Das habe sie bejaht.
Die Polizei findet die Aussage von Conny M. glaubwürdig.
Der Text in der “BamS” stammt übrigens von Alexander Blum. Blum waren vor einem Jahr im Zusammenhang mit der “Bild”-Berichterstattung über den Bombenanschlag im ägyptischen Dahab unseriöse Recherchepraktiken vorgeworfen worden (wir berichteten).
*) Nach unseren Informationen war die “BamS” offenbar auf Conny M. aufmerksam geworden, weil ein Reporter, der sich als “BamS”-Mitarbeiter ausgab, bei Nachbarn des mutmaßlichen Mörders von Mirjam nach einem Foto von ihm gefragt und sich nach ähnlich erscheinenden Fällen aus der Vergangenheit erkundigt hatte.