“Schießt unsere Polizei zu schnell?”, fragt “Bild” in großen Lettern neben der Abbildung eines SEK-Beamten mit “Waffe im Anschlag”. Denn: “In Gießen wurde ein 77-jähriger Rentner vom SEK getötet, der sich gegen die Zwangsräumung [seiner Wohnung] wehrte.” Mit einer Waffe, wohlgemerkt. Aber: “Schon das dritte Opfer dieses Jahr.”
“Im letzten Jahr töteten Polizisten bundesweit nur drei Menschen. Niedrigster Stand seit 30 Jahren. Und jetzt ist diese Zahl allein in Hessen eingestellt. Vermutung: Seit dem Mord an Radar-Polizist Günter K[.] (41) auf der A4 im Januar 2000 haben Hessens Ordnungshüter einen nervösen Finger” bzw. fühlen sich “als Freiwild”.
War der Tod des Kollegen womöglich
Noch mal zum Mitdenken: Seit dem Mord an Günter K. im Jahr 2000 sollen hessische Polizisten schneller zur Waffe greifen als vorher, obwohl 2003 “bundesweit nur drei Menschen” bei Polizeieinsätzen getötet wurden.
Gibt es denn Indizien, die eine solche Vermutung rechtfertigen?
Nein, sagt ein Sprecher des hessischen Innenministeriums: “Der Einsatz steht immer in Zusammenhang mit lebensbedrohlichen Situationen für die Polizeibeamten oder Dritte.”
Nein, sagt auch “ein Schieß-Experte zu BILD”: “In Notwehrsituationen zielt man da hin, wo die Trefferwahrscheinlichkeit oder der [sic] Wirkung am höchsten ist (…).”
Nein, sagt außerdem der Sprecher des “sonst stets kritischen” Bunds Deutscher Kriminalbeamter: “Das Training [mit der Waffe] hat sich in den letzten Jahren stark verbessert (…).”
Dem hat auch “Bild” nichts mehr hinzuzufügen.