Vielleicht dachten die “Bild”-Leute am vergangenen Donnerstag, dass diese Schlagzeile ihre Leser noch nicht genug aufregen würde:
Zum Glück wussten sie aber einen einfachen Trick, um das Empörungspotential dieser Schlagzeile locker zu verdoppeln:
Denn das weiß der “Bild”-Leser: Beamte haben es immer besser. Ihre Zeitung bestätigte ihnen das noch am selben Tag durch zwei Tabellen, die den “RENTE MIT 67”-Artikel einrahmten:
Was ein ziemlich eindrucksvoller Vergleich ist. Denn während Beamte je nach Berufsgruppe schon in einem Alter zwischen 48,1 und 63,4 Jahre in den Ruhestand gehen, müssen “wir” (!) zwischen 65 und 67 Jahre alt werden, um eine volle Rente zu bekommen.
Das eine ist die reale Arbeitszeit, das andere die nominale. In diesem Sinne könnte “Bild” auch beweisen, dass Schokolade in der Nähe von Beamten weniger lange hält, indem die Zeitung einfach die tatsächliche Zeit, bis eine Tafel Schokolade in einem Beamtenhaushalt aufgegessen wurde, mit dem Haltbarkeitsdatum einer Tafel Schokolade in “unseren” Haushalten vergleicht.
Aber wie sieht es jetzt aus mit der Rente ab 67, die “für Politiker und Beamte nicht gilt”? Dass die Schlagzeile falsch war, konnte schon ahnen, wer den zugehörigen Artikel zu Ende las. “Die Bundesregierung will die Rente mit 67 auch auf Beamte im Bund übertragen”, stand dort — das sei nur “noch nicht beschlossen”.
Am Tag drauf, als “Bild” erneut über die “Rente mit 67” berichtete, fand sich in dem Artikel sogar folgender Satz:
Regierungssprecher Wilhelm stellte klar: Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit solle künftig auch für Bundesbeamte und Minister gelten: “Das wird so schnell wie möglich umgesetzt.”
Für eine Schlagzeile im Sinne von: “AUCH BEAMTE UND POLITIKER SOLLEN LÄNGER ARBEITEN” hatte “Bild” an diesem Tag allerdings keinen Platz. Stattdessen lautete die Überschrift:
Danke an Werner S. für den sachdienlichen Hinweis!