Vielleicht haben Sie sich auch schon mal gefragt, wie eigentlich der ganze Quatsch, der mitunter so in der Zeitung steht, überhaupt in die Zeitung kommt.
Oder wer all das fordert, was in “Bild” gefordert wird, wenn “Bild” nicht gerade selber fordert?
Also, sagen wir mal so etwas:
Auf ihrer Website distanzierte sich Agnes Krumwiede sodann von der “Bild”-Berichterstattung und erklärt:
Dass ich Frau Käßmann zu “den Grünen holen will” ist eine reine Erfindung der BILD-Zeitung.
Ebenso die Behauptung, dass Frau Käßmann von “den Grünen umworben wird”.
Frau Krumwiede schildert ausführlich, wie sie von “Bild” um eine Stellungnahme gebeten wurde, “ob Bischöfin Käßmann in die Politik wechseln sollte”, und was “Bild” dann letztlich daraus gemacht hat.
Die Grünen-Politikerin war dabei offenbar nicht das einzige Mitglied des Bundestags, das von “Bild” kontaktiert wurde — der Bonner SPD-Abgeordnete Ulrich Kelber twitterte nämlich kurz nach Erscheinen der “Bild”-Meldung am Samstag:
Auf unsere Anfrage berichtet Kelber, er sei von einem “Bild”-Mitarbeiter (bzw. einem Mann, der sich als “Bild”-Mitarbeiter ausgegeben hatte) angerufen worden, der ihn fragte, “ob ich nicht etwas zu der Forderung erzählen wolle, Frau Käßmann in die Politik, in die SPD zu holen.” Als Kelber den Anrufer gefragt habe, wer diese Forderung denn erhoben habe, habe er zur Antwort erhalten: “Bisher noch niemand.” Nachdem Kelber abgelehnt hatte, diese Forderung zu erheben, habe er sie kurz darauf wortgleich als Vorschlag der Grünen in “Bild” gelesen.
Die Langfassung der Meldung, die Bild.de bereits am Freitagabend veröffentlicht hatte, deutet ihre eigene Entstehungsgeschichte an einer Stelle sogar an:
Agnes Krumwiede (33), kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, kann sich eine Zukunft der Theologin in der Politik vorstellen und würde sie gerne in ihre Partei holen.
“Vorstellen” können sich wohl die Vertreter aller Parteien so Einiges.
Ulrich Kelber war übrigens nach eigenen Angaben überrascht, dass sich “Bild” mal wieder bei ihm gemeldet hat: Nachdem er vor einiger Zeit eine ähnliche Anfrage der Zeitung mit der Gegenfrage gekontert hatte, ob er die vorformulierte “Forderung” noch ein wenig umformulieren dürfe, habe ihn “Bild” eine Zeit lang nicht mehr angerufen. Er wisse aber von Kollegen, dass derartige Anfragen fast an der Tagesordnung seien.
Nachtrag, 2. März: Die von uns zitierte und verlinkte Pressemitteilung von Agnes Krumwiede, in der sie die “Bild”-Berichterstattung kritisiert, ist seit gestern Nachmittag von der Internetseite der Politikerin verschwunden. Unsere Anfrage, warum der Text offline genommen wurde, blieb bisher unbeantwortet.
2. Nachtrag, 5. März: “Bild” veröffentlichte heute folgende Gegendarstellung:
Der ausführlichere Artikel zum gleichen Thema bei Bild.de wurde entfernt.