Die Transparenz-Offensive des “Bild”-Chefredakteurs auf kaidiekmann.de hat einen entscheidenden Vorteil: Sie deckt die Schwächen der Arbeitsweise der eigenen Zeitung ungewollt selbst auf.
Kai Diekmann zeigt in seinem Blog ein Video, wie er in “Bild”-Manier unangekündigt an der Haustüre des Kolumnisten Franz Josef Wagner auftaucht und sich, obwohl dieser allen Anschein macht, ihn gar nicht empfangen zu wollen (“Kai, Du bist ein Schwein” … “Kai, Du bist so ein Schwein”), Zutritt zum Haus verschafft.
Er streift mit eingeschalteter Kamera durch die Wohnung und schlägt dann vor, Wagner soll ihm den Entwurf der aktuellen Kolumne am “Laptop” vorlesen. Diekmann: “Du schreibst aufm Laptop?” – Wagner: “Ja.”
Naja, fast:
Dann guckt Diekmanns Kamera genauer hin, was denn Wagner da schreibt. Wir auch:
Undeutlich zu erkennen ist das Wort “Strassenschlachten”. Was sich bestätigt, als Wagner den Text vorliest.
Und nun vergleichen wir, was heute in der “Bild” abgedruckt wurde:
Aus einem nicht sehr sinnvollen Satz ist ein sehr sinnloser geworden.
Könnte es sein, dass der Übertragungsfehler geschehen ist, als Franz Josef Wagner seinen Text der Redaktion telefonisch übermittelte, wie er das zu tun pflegt?
Gut möglich, dass Fehler wie dieser der Grund sind, warum Wagner seine Zeilen in der “Bild” nicht mehr liest, wie er gegen Ende des Videos zugibt. Vielleicht entsteht aber auch erst durch diese Hörfehler bei der telefonischen Durchsage die unverkennbare Kryptik der Wagnerschen Poesie.
Diekmann fragt:
“Wenn ich das morgen ändere – das kriegst Du dann gar nicht mit?”
Aber nein.
Mit Dank an David B. und Thomas!