Mal abgesehen davon, dass die “Bild”-Zeitung Karl-Theodor zu Guttenberg heute in goldenen Lettern feiert, als wäre er Bundespräsident geworden (siehe Ausriss), korrigiert sie auch noch ihre peinliche Namens-Schlagzeile von gestern, in der sie Guttenberg einen falschen zusätzlichen Vornamen gab, der aus einem manipulierten Wikipedia-Eintrag stammte (wir berichteten).
Wie es so die Art der “Bild”-Zeitung ist, korrigiert sie das heute ganz nebenbei und so, dass nicht unbedingt alle es verstehen. Unter der Überschrift “Minister Guttenberg erklärt seine vielen Vornamen” heißt es:
Ach. Uns fielen da ja spontan noch viele weitere Vornamen ein, die Guttenberg in Wirklichkeit auch gar nicht hat – aber die standen nicht auf der “Bild”-Titelseite von gestern. Dass der “Wilhelm” dort stand, verschweigt “Bild”.
Andere Medien, die den “Wilhelm” (wie “Bild”) aus dem manipulierten Wikipedia-Eintrag übernommen hatten, sind selbstkritischer. Manche aber auch nicht, und einige haben den falschen “Wilhelm” offenbar noch immer nicht bemerkt:
- Handelsblatt.com hat den Fehler korrigiert, entschuldigt sich und will “Lehren” aus dem Vorfall ziehen.
- “Spiegel Online” hat den Fehler korrigiert, entschuldigt sich und versucht, sich etwas ausführlicher zu rechtfertigen.
- Die “taz” hat den “Wilhelm” online korrigiert und findet, dass “solche Täuschungsversuche (…) nicht zur Regel werden” dürften, denn dann sei “auf Wikipedia gar kein Verlass mehr”.
- Sueddeutsche.de hat den überzähligen Vornamen inzwischen entfernt und eine Glosse zum Thema veröffentlicht.
- RP-online, “Hit Radio FFH” oder die “Freie Honnefer” haben den “Wilhelm” unterdessen rückstandslos entfernt.
- Bei heute.de, der “Berliner Zeitung”, dem “Tagesspiegel”, radioeins, “SUPERillu.de”, dem bayerischen Landesverband der Linken, der “WAZ”, der “Kölnischen Rundschau”, “Merkur-online”, der “HNA” oder der “B.Z.” (die den “Wilhelm” gestern ebenso wie ihr Schwesterblatt “Bild” auf der Titelseite hatte) indes heißt Guttenberg immer noch “Wilhelm” oder in der heutigen Berichterstattung nur noch Karl-Theodor zu Guttenberg.
- Das Satiremagazin “Titanic”, das eigentlich schon mal wusste, wie die Informationsgesellschaft funktioniere, hatte den falschen “Wilhelm” auch übernommen und inzwischen durchgestrichen.
- usw. usf.
Mehr zu den merkwürdigen Reaktionen von “Spiegel Online” und “taz” nebenan beim Niggemeier.
Nachtrag, 12.2.2009: Heute berichtet auch “Bild” über die “Wilhelm”-Posse und schreibt:
Der neue Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (…) wurde Opfer einer Fälschung.
Im Online-Lexikon Wikipedia dichtete der anonyme Fälscher dem Minister den Namen “Wilhelm” an – und viele Medien (auch BILD) fielen darauf herein.
Als, äh, Quelle nennt “Bild”: