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Pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft

Auch für “Bild” hört der Spaß irgendwann mal auf:

Sie legen Rohrbomben, zünden Autos an, besetzen Häuser. Und jetzt haben sie auch noch die Jagd auf unsere Deutschland-Fähnchen eröffnet!

“Sie”, das sind natürlich die üblichen Chaoten:

Pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft rufen Berliner Autonome zum stadtweiten Flaggen-Klau auf.

WARUM WOLLT IHR UNS AUCH NOCH DIE EM VERMIESEN?

Berlin wieder schwarz-rot-geilOb die Redakteure mit “uns” mal wieder “ganz Deutschland” meinen oder nur “Bild”, bleibt wie so oft unklar, aber zumindest macht die Zeitung keinen Hehl daraus, zu welchem Team sie bei der Fußball-Europameisterschaft hält (s. rechts). Es scheint, als sei es dieser Tage mindestens ebenso schlimm, gar kein Fußballfan zu sein, wie Fan eines anderen Nationalteams. Und am Allerschlimmsten sind natürlich – und damit zurück zu den Berliner Autonomen – die, die aktiv gegen die “schwarz-rot-geile” Partystimmung vorgehen.

Die Berliner Regionalausgabe erklärte gestern, was es heißt, wenn die Autonomen “jetzt” die Jagd auf “unsere” Deutschland-Fähnchen eröffnet haben:

Unter dem Motto “Capture the Flag” (deutsch: “Erbeute die Fahne”) wird seit Freitag dazu aufgerufen, alles zu zerstören, was Schwarz-Rot-Gold ist.

Die drei Männer und eine Frau, die da “vor einem Haufen geklauter Auto-Fähnchen” posieren, müssen in den drei Tagen richtig fleißig gewesen sein:

Warum wollt Ihr uns die EM vermiesen? Autonome rufen zum Flaggen-Klau auf

Andererseits steht das Foto schon seit dem 23. Juni 2010 bei “Indymedia”, was relativ eindeutig bedeutet, dass es sich bei der Beute nicht um aktuelle handelt.

Auch der “Autofähnchen-Ersatzflyer” zum Ausschneiden, von dem “Bild berichtet, ist keine aktuelle Entwicklung:

Das Flugblatt soll über den Stiel eines abgebrochenen Autofähnchens gesteckt werden.

Darauf steht: “Lieber Autofahrer. Ich habe Ihre Nationalfahne entfernt. (…) Sie produziert Nationalismus.”

Ein solches Flugblatt wurde bereits im November 2010 im Blog “Notes Of Berlin” dokumentiert.

Aber noch einmal zurück zur “Bild” im Juni 2012:

Im Internet wurde eine Broschüre veröffentlicht, die den Autonomen konkrete “Handlungsanweisungen” liefert. (…)

Dass sich die Täter mit ihrem Vandalismus strafbar machen, erwähnen sie natürlich nicht…

Nun kann man den Machern der Broschüre (PDF) durchaus vorwerfen, dass sie die strafrechtlichen Konsequenzen herunterspielen. Aber dass sich die Täter strafbar machen, verschweigen die Macher keineswegs. Sie widmen dem Aspekt “Rechtliche Konsequenzen des praktischen Antinationalismus” sogar eine ganze Seite:

Grundsätzlich ist das widerrechtliche Entfernen von Autofähnchen und anderem Fanzubehör nichts weiter als “Diebstahl geringwertiger Sachen” (§ 248a StGB), je nach Entwendungsart dann wohl in Tateinheit mit “Sachbeschädigung” (§ 303 StGB), die jeweils nur auf Antrag eines Betroffenen, z.B. der Eigentümer*innen, verfolgt werden. Das heißt, Autofahrer*innen, die ihr Fähnchen verloren haben und einen Diebstahl vermuten, müssten Anzeige erstatten.

Geschieht der Diebstahl serienmäßig und regen sich besonders viele Patriot*innen nach Lektüre der Boulevardpresse darüber auf, kann die Staatsanwaltschaft auch “wegen des besonderen öffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen für geboten” halten (§ 248a). […]

Mit Dank an Uwe V., Thomas, Winz und Interessierter_Leser.