121.819 Mitzeichner sind für eine E-Petition des Deutschen Bundestags eine stolze Zahl. So viele Menschen haben die Petition gegen ein Verkaufsverbot von Heilpflanzen in der EU unterzeichnet, es ist damit die zweiterfolgreichste E-Petition in der Geschichte dieser Institution.
Doch die Mühe dieser 121.819 Menschen war umsonst: Ein solches “Verkaufsverbot” war nie geplant. Die angesprochene EU-Richtlinie, die bereits vor fünf Jahren in deutsches Arzneimittelrecht umgesetzt wurde, regelt die Zulassung pflanzlicher Produkte als Arzneimittel. Ein Verkaufs- oder gar Anbauverbot von Pflanzen wie Pfefferminze oder Salbei, wie es manche heraufbeschworen hatten, stand nie zur Debatte.
Doch wie konnten 121.819 mündige Bürger derart fehlgeleitet werden? Die “taz” hat eine Erklärung:
Die große Zahl der Unterstützer kam nur zustande, da in der Naturheilkunde- und Bioszene der Petitionsaufruf in Internetforen, Blogs und unzähligen E-Mails verbreitet wurde. “Weil das Gesetz ein typisches Beispiel dafür ist, wie in Brüssel die Pharmalobby gegen die Interessen der Bevölkerung arbeitet”, sagt eine der E-Mail-Weiterleiterinnen. Den Inhalt der Petition überprüft habe sie aber nicht.
“Internetforen, Blogs und unzählige E-Mails”, geht’s auch konkreter?
Das “Drogerie”-Blog auf taz.de verbreitet die Mär vom Heilpflanzenverbot seit vergangener Woche und rief sogar zur Unterzeichnung der Petition auf. Obwohl in vereinzelten Kommentaren seit Tagen angeprangert wird, dass der Eintrag falsch sei, steht er unverändert online.
Mit Dank an Till G.
Nachtrag, 13. November: Hans Cousto vom “Drogerie”-Blog wehrt sich gegen die Bezeichnung der Petition als “grober Unfug” und gibt Beispiele von Kräutern, die in Brandenburg nicht mehr verkauft werden dürfen.