Wenn ich einen Kiosk habe und an einem Abend ebenso viele einzelne Bierflaschen wie Sixpacks verkauft habe, waren dann 50% aller verkauften Bierflaschen einzeln? Nö, denn auf jede einzelne Flasche kamen ja sechs gemeinsame Flaschen, der Anteil der einzelnen Flaschen an den insgesamt Verkauften beträgt also nur ein Siebtel.
Und damit raus aus unserer kleinen Beispielwelt, hinein in die graue Wirklichkeit mit ihren Statistiken:
so vermeldet es heute die “Sächsische Zeitung” auf ihrer Titelseite.
Sachsen “versingelt”. Hier leben immer mehr Menschen allein. Fast jeder zweite der 4,2 Millionen Einwohner wohnt – statistisch betrachtet – allein in seinen vier Wänden.
Was dieses “statistisch betrachtet” bedeuten soll, ist einigermaßen schleierhaft, denn betrachtet man die Statistiken des Statistischen Jahrbuchs 2010 (PDF), auf die sich der Artikel beruft, stellt man fest, dass von den 4,2 Millionen Einwohnern Sachsens 944.900 in einem Einpersonen-Haushalt leben — also gerade mal 22,5 Prozent.
Aber sehen wir uns die Zahlen doch einmal genau an:
42,6 Prozent aller Haushalte sind Single-Haushalte. In ihnen lebt naheliegenderweise je eine Person, insgesamt 944.900. Die 808.200 Zwei-Personen-Haushalte machen zwar nur 36,5 Prozent aus, aber in ihnen leben – 808.200 mal zwei – mehr als 1,6 Millionen Menschen.
Wenn man das nicht selbst ausrechnen mag, kann man einfach auf Tabelle 10 in der Statistik zurückgreifen:
Entsprechend sind auch diese angeblichen Single-Quoten alle Unfug:
Die regionale “Single-Hochburg” ist laut Statistischem Jahrbuch die Stadt Leipzig. Hier leben rund 55 Prozent der Einwohner allein; dicht gefolgt von Dresden (50 Prozent) und Chemnitz (47 Prozent). Danach folgen die Kreise Mittelsachsen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Zwickau mit knapp 40 Prozent “Single”-Anteil.
Mit Dank an Michael K.