Suchergebnisse für ‘Patrick’

Scheitern an Zahlen, Knapp verfehlt, Alkoholische Gärung

1. Wie Journalisten immer noch an Corona-Zahlen scheitern
(deutschlandfunk.de, Samira El Ouassil, Audio: 4 Minuten)
Anhand einer irreführenden “Spiegel”-Schlagzeile zu Corona-Impfdurchbrüchen erklärt Samira El Ouassil, wie gefährlich die isolierte Darstellung von Zahlen sein kann: “Wenn uns die Pandemie medial eines vermittelt haben sollte, dann, wie wichtig eine qualitative Einordnung von Zahlen ist. Im abstrakten Raum arithmetischer Größen und absoluter Werte sagen die Ziffern für uns erstmal nichts aus. Wir brauchen Vergleichswerte, Kontext, einen Sinnzusammenhang, der erklärt, was ein Anstieg oder ein Abfall bedeutet – wenn es denn überhaupt eine publizistische Relevanz hat.”

2. Die geheime Liste des Hasses
(tagesschau.de, Patrick Gensing)
Auf einer internen Liste hat Facebook Gruppen, Organisationen und Personen aufgeführt, die als gefährlich eingestuft werden und daher nicht auf der Plattform in Erscheinung treten sollen. Das Portal “The Intercept” hat diese Liste nun veröffentlicht, ausgewertet und um einige Anmerkungen zu den Einträgen ergänzt.
Weiterer Lesehinweis: “Facebook ändert seine Regeln für verbale Angriffe auf seinen Online-Plattformen. Fortan genießen ‘unfreiwillige’ Personen des öffentlichen Lebens einen besonderen Schutzstatus” – Facebook erhöht Schutz für Aktivisten und Journalisten (spiegel.de). Eine Nachricht, die der Journalist Richard Gutjahr bei Twitter wie folgt kommentiert: “Facebook will auf seinen Plattformen keine Todesdrohungen mehr gegen Medienschaffende akzeptieren. – Allein diesen Satz zu schreiben, ist grotesk.”

3. Wegen “Knapp verfehlt”-SMS: Verstoß gegen Gewinnspielsatzung im RTL-Programm beanstandet
(rnd.de)
Die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) hat ein Gewinnspiel des Fernsehsenders RTL beanstandet. Verlierern sei per SMS mitgeteilt worden: “Leider knapp verfehlt. Vielleicht klappt’s beim nächsten Mal”. Nach Paragraf 6 der Gewinnspielsatzung seien der NLM zufolge bei Gewinnspielen falsche, zur Irreführung geeignete oder widersprüchliche Aussagen unzulässig. Die Formulierung “knapp verfehlt” könne als ein “Beinahe-Erreichen” der Auswahl verstanden werden und insofern potenziell irreführend sein. Außerdem könne der SMS-Text dazu verleiten, erneut an dem Gewinnspiel teilzunehmen.

Bildblog unterstuetzen

4. Es ist besser, keine Pressekonferenz zu geben, als so eine Pressekonferenz zu geben
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
SPD, Grüne und FDP treffen sich derzeit zu Sondierungsverhandlungen, zu deren inhaltlichem Verlauf sie sich nicht äußern wollen. Und dieses Nicht-Äußern erfolgt, so sieht es das Ritual vor, auf einer Pressekonferenz. Für Boris Rosenkranz stellt sich da eine Frage: “Pardon. Aber: Wieso gab es noch mal diese Pressekonferenz? Wieso kam Christian Lindner nicht vorbei und sprach: ‘Es ist besser, keine Pressekonferenz zu geben, als so eine Pressekonferenz zu geben’?”

5. Max Schrems vs. Facebook: Konzern muss 36 Mio. Euro Strafe zahlen
(futurezone.at, Barbara Wimmer)
Der österreichische Datenschutz-Aktivist Max Schrems hat durch seine Beschwerde erreicht, dass Facebook eine Millionenstrafe wegen der Umgehung von europäischen Datenschutz-Vorschriften zahlen muss. Was sich wie ein Sieg für den Datenschutz anhört, ist es bei näherem Hinsehen allerdings nicht, wie Schrems erläutert: “Die Datenschutzbeauftragte ermöglicht Facebook, die DSGVO zu umgehen, und verlangt nur, das Gesetz transparenter zu umgehen. So kann Facebook weiterhin rechtswidrig Daten verarbeiten und lediglich eine kleine Geldstrafe zahlen, während die irische Behörde vorgeben kann, etwas unternommen zu haben.” Die angedachte Strafe belaufe sich auf 0,048 Prozent des weltweiten Umsatzes des Konzerns und liege damit weit unter dem möglichen Strafrahmen von 4 Prozent.

6. Alkoholisches
(noemix.wordpress.com, Michael Nöhrig)
Der Alkoholgehalt im Atem werde in Milligramm pro Liter Atemluft gemessen, der Alko­­holgehalt im Blut hingegen in Promille pro Liter Blut. Etwas, das beim “Spiegel” gerne mal durcheinandergeht, wie Michael Nöhrig anhand einiger Beispiele zeigt.

Bild  

“Im Folgenden hören Sie einen Kommentar von Julian Reichelt”

Das war schon praktisch für die selbsternannten “Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes”, kurz: “Pegida”. Sie mussten bei ihren islamfeindlichen Veranstaltungen einfach nur ausgeschnittene Seiten aus der “Bild”-Zeitung aufhängen und konnten sich den Plakatdruck sparen:

Screenshot eines Tweets von Patrick Bahners - Plakatdruck gespart: Pegida München hängt die Bild-Zeitung aus.

Das ist schon praktisch für die selbsternannten “Querdenker”. Sie müssen bei ihren Demonstrationen gar nicht selbst Reden halten, sondern können einfach die “Bild-TV”-Kommentare von Chefredakteur Julian Reichelt abspielen.

Gestern gab es in Dresden einen kleinen “Querdenker”-Aufmarsch. Eine Szene wurde in einem kurzen Video festgehalten: Ein Redner erzählt erst einen, tja, Witz übers Impfen und sagt dann:

Im Folgenden hören Sie einen Kommentar von “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt vom 12.08.2021.

Und dann legt Reichelt los:

Der Staat hat kein Recht mehr, zu regulieren, wie wir leben.

Die Videoaufnahme ist dann leider schon zu Ende. Es klingt aber so, als werde der Reichelt-Kommentar von den “Querdenkern” noch weiter abgespielt – es ist zu hören, wie Reichelt zum nächsten Satz ansetzt. Offenbar handelt es sich dabei um die Tonspur eines Videos, das im “Bild”-Youtube-Kanal zu finden ist, ein Zusammenschnitt eines “Bild-live”-Auftritts von Reichelt und “Bild”-Meinungschef Filipp Piatov.

Julian Reichelt erzählt darin, dass man “uns” “zwingt und gängelt”, dass der Staat mit “uns” “wie mit Verfügungsmasse” umspringe, dass Angela Merkel “das große Projekt Impfen” vor allem für “ihre Rolle in den Geschichtsbüchern” angehe. Filipp Piatov behauptet, dass man “bei der Bundesregierung” den Eindruck habe, “man will gar nicht heraus” aus der Corona-Pandemie. Stattdessen erzähle die Regierung “Märchen”.

Zwischendruch blendet die “Bild”-Redaktion einen Bildtrenner ein: “Wir sagen, was Deutschland denkt”. Zumindest bezogen auf diese “Querdenker”-Demo gestern in Dresden stimmt das.

Dazu auch:

Bildblog unterstuetzen

Belohnte Geltungssucht, Chronist der Hinterzimmer, Verrat von Privatem

1. Polizei und Opferschützer kritisieren TVNow-Doku scharf
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die RTL-Produktion “Der Todespfleger” beinhaltet ein telefonisches Interview mit dem wegen 85-fachen Mordes verurteilten Niels H. Dies wird von Seiten des Weißen Rings und der Polizei stark kritisiert. So erklärte Oldenburgs Polizeipräsident Johann Kühme gegenüber der “Neuen Osnabrücker Zeitung”: “Es ist ein Schlag ins Gesicht der Opferangehörigen, ihn öffentlich sprechen zu lassen. Sein Motiv war die Geltungssucht, und jetzt darf er sich schon wieder als wichtig empfinden. Er ist im Fernsehen, es wird sogar mit ihm geworben. Das unterstützen wir als Polizei auf keinen Fall.”

2. Der Chronist der Hinterzimmer
(sueddeutsche.de, Lena Reuters)
Stephan Lamby ist als Autor von TV-Dokus über politische und wirtschaftliche Themen und für seine eindringlichen Politikerporträts bekannt. Gestern Abend sendete Das Erste Lambys neuesten Film “Wege zur Macht. Deutschlands Entscheidungsjahr” (ARD-Mediathek, Video: 1:15:22 Stunden), für den er mehr als zehn Monate die Kanzlerkandidaten beziehungsweise -kandidatin beobachtete. Wie kommt es, dass der Fernsehjournalist mit dem genauen Blick Zugang zu den mächtigsten Politikerinnen und Politikern des Landes hat wie kaum ein anderer? Lena Reuters ist dem Phänomen Lamby nachgegangen.

3. Warum Medien nicht über “Selbstmord” schreiben sollten
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 2:08 Minuten)
Im Sprachcheck beschäftigt sich Stefan Fries mit der Suizid-Berichterstattung. Statt von “Selbstmord” oder “Freitod” sollten Medien lieber von “Suizid” oder “Selbsttötung” sprechen. “Journalistinnen und Journalisten sollten den Suizid auch nicht als nachvollziehbar oder erlösend darstellen – und sie sollten einfache Erklärungen genauso vermeiden wie Schuldzuweisungen. Im Gegenteil: Wenn sie die richtigen Worte wählen, können sie sogar Suizide verhindern und die Suche nach Hilfe auslösen.”
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222) erreichen kannst.)

Bildblog unterstuetzen

4. Offener Brief für “Quarks”-Moderatorin: Medienschaffende solidarisieren sich mit Nemi El-Hassan
(rnd.de)
Nach Kritik an der politischen Vergangenheit der Moderatorin Nemi El-Hassan hatte der WDR die Zusammenarbeit in der vergangenen Woche zunächst ausgesetzt. Dagegen bildet sich nun Protest: Rund 400 Autorinnen und Autoren, Journalistinnen und Journalisten, Künstlerinnen und Künstler sowie Comedians haben einen offenen Brief unterschrieben, in dem sie sich mit der 28-Jährigen solidarisieren.

5. Verrat von Privatem bleibt straffrei
(verdi.de, Eckhard Stengel)
Im Zuge der sogenannten BAMF-Affäre in Bremen soll es zu einem seltsamen Zusammenwirken der Staatsanwaltschaft mit Medien zum Nachteil der damaligen örtlichen BAMF-Leiterin gekommen sein. Der Vorwurf des Verteidigers: Vier Staatsanwälte hätten sich heimlich mit einem “Zeit”-Journalisten getroffen, um einen “vorverurteilenden und frauenfeindlichen Artikel” über Ulrike B. zu veröffentlichen. Anschließend hätten sie “eine Mauer des Schweigens” errichtet und gegenüber der ermittelnden Generalstaatsanwaltschaft die Aussage verweigert. Die Generalstaatsanwaltschaft Bremen hat ein Ermittlungsverfahren gegen die Beamten jetzt eingestellt – mit einer Begründung, die auf deutliche Kritik stößt.

6. Wer führt im Bundestagswahlkampf nach Social Media-Punkten?
(politik-kommunikation.de, Patrick Pietruck)
Eine Onlineagentur hat die Bewegungen auf den Social-Media-Accounts von Politikern und Parteien analysiert: “Inwieweit sich die Nominierung zum Kanzlerkandidaten als Reichweiten-Booster der Social Media Accounts entpuppt, machen wir zum Thema, indem wir Vergleiche mit den Wachstumszahlen von Söder, Habeck und Lindner anführen. Zudem bilden wir ab, wie es um den mobilen Sichtbarkeitsindex der Parteien und Kandidaten bestellt ist.”

KW 37: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

1. Nazi-Angriff auf Journalisten: Prozess gestartet
(ndr.de, Zapp Medienmagazin, Julian Feldmann, Video: 12:49 Minuten)
Wer als Journalist oder Journalistin die rechtsextreme Szene beobachtet, muss in der Regel einiges an Pöbeleien und Einschüchterungen ertragen. Vor drei Jahren wurde es für zwei Medienschaffende jedoch lebensgefährlich. Sie wurden von Neonazis mit Schraubenschlüssel und Messer attackiert und schwer verletzt. Julian Feldmann ist der Sache nachgegangen und stellt die Frage, warum die Justiz so lange gebraucht hat, einen Gerichtsprozess zu dem Vorfall in die Wege zu leiten.

2. Was hält eine französische Korrespondentin vom Bundestagswahlkampf?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 36:56 Minuten)
Die französische Korrespondentin Hélène Kohl berichtet seit 17 Jahren aus Berlin und hat schon die eine oder andere Bundestagswahl für französische Medien begleitet. Bei “Übermedien” unterhält sie sich mit Holger Klein über die französische Perspektive auf den deutschen Wahlkampf.

3. RTL Direkt und Murmel-Mania – Nicht viel Neues im Fernsehherbst
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 18:05 Minuten)
Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer sprechen mit Thomas Lückerath, dem Chefredakteur des Fachmagazins “DWDL” und Juror beim Deutschen Fernsehpreis, über die aktuellen Auszeichnungen und schauen mit ihm zusammen auf das, was im anstehenden Fernsehherbst an neuen Formaten auf uns zukommt.

Bildblog unterstuetzen

4. Der Fall El-Hassan, Trielle und Kinderfragen
(wdr.de, Steffi Orbach, Audio: 37:42 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin geht es unter anderen um den Fall El-Hassan und die Auswahl von Moderatoren, Lokaljournalismus im Ahrtal, Parteiprogramme zur Medienpolitik, den Einfluss von Influencern auf die Wahlentscheidung und Facebooks aktuelle Sperre diverser “Querdenker”-Konten. Die obligatorische Medienschelte am Ende befasst sich mit Triellen und Kinderfragen.

5. Politisch unterrepräsentiert? Journalistische Initiative “Wir sind der Osten”
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 25:56 Minuten)
Die journalistische Initiative “Wir sind der Osten”, die Wahlkampfberichterstattung von “Bild TV”, die Situation von Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan sowie der Journalismus in Russland – das sind die Themen des Medienmagazins im BR.

6. Politik als Servicegesellschaft
(deutschlandfunkkultur.de, Patrick Wellinski, Audio: 18:39 Minuten)
Deutschlandfunk Kultur hat sich mit den Wahlwerbespots der großen Parteien auseinandergesetzt und sie filmisch unter die Lupe genommen: Welche Erzählungen werden entwickelt? Welche Mittel werden dafür eingesetzt? Und welche Botschaften werden subtil oder weniger subtil vermittelt? Experte im Studio ist Stefan Stuckmann, der Drehbuchautor und Showrunner der Politiksatire “Eichwald, MdB”.

Uploadfilter-Gesetz, Schleichwerbung auf Insta, 10 Jahre “FragDenStaat”

1. Was sich jetzt mit dem Uploadfilter-Gesetz ändert
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Gestern trat das lang umkämpfte Uploadfilter-Gesetz in Kraft. Patrick Beuth hat die Unternehmen hinter Youtube, Facebook, TikTok und Twitch gefragt, wie sie ihre Plattformen umgebaut haben, um Overblocking zu vermeiden. Drei der vier Befragten wollten nicht darüber reden. Der Widerstand gegen die Regelung gehe weiter: Die ehemalige Europaabgeordnete Julia Reda will die Umsetzung des Gesetzes überprüfen und hat mit der Gesellschaft für Freiheitsrechte einen Aufruf gestartet.

2. Influencer:innen müssen sich vor Gericht wegen Schleichwerbung behaupten
(netzpolitik.org, Rahel Lang)
Derzeit verhandelt der Bundesgerichtshof (BGH) anhand von drei Fällen über die Kennzeichnungspflicht von Produktempfehlungen auf Instagram. Dem für September erwarteten Urteil wird große Bedeutung beigemessen: “Die anstehende Entscheidung des BGH ist ein Meilenstein in der Frage um Kennzeichnungspflicht von Produkten auf Instagram. Das Urteil des obersten Gerichts wird sich auf die Prozesse weiterer Influencer:innen, die von dem Verband abgemahnt wurden, auswirken.”

3. 10 Jahre FragDenStaat: Fortschritte sind durchaus erkennbar
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Wohl kaum eine Institution hat sich um die Informationsfreiheit in Deutschland so verdient gemacht wie die Transparenz-Initiative “FragDenStaat”. Nun feiert das mittlerweile 13-köpfige Team den zehnten Geburtstag der Plattform: “Wir sind stolz darauf, dass es uns mit FragDenStaat trotz aller Widerstände seit zehn Jahren immer besser gelingt, Menschen dabei zu unterstützen, sich für Informationsfreiheit einzusetzen und zu zeigen, was für demokratische Möglichkeiten im freien Zugang zu Informationen stecken. Mehr als 100.000 Personen haben fast 200.000 Anfragen über die Plattform gestellt.”

Bildblog unterstuetzen

4. Die Zeitungsfälscher: Wie ein skurriles Netzwerk aus Fake-Accounts auf Facebook Stimmung macht
(correctiv.org, Alice Echtermann)
Eine “Correctiv”-Recherche hat ein Netzwerk gefälschter Profile rund um die erfundene Zeitung “NRW Kurier” aufgedeckt: “Dahinter steckt ein Mann, der uns gegenüber seine Identität nicht preisgeben wollte. Er bezeichnet das Ganze als privates Kunstprojekt. Eine ‘Liebhaberei’, die er weiter betrieb, obwohl seine Seite schon seit einiger Zeit so gut wie keine Aufmerksamkeit auf Facebook mehr erzeugte. Dies ist eine Geschichte über die Skurrilität von Desinformation und über Menschen, die aus Wut über die ‘Lügenpresse’ beginnen, ‘Fake News’ zu produzieren.”

5. Kein Einzelfall
(taz.de, Jessica Ramzcik)
Der Fotojournalist Tim Mönch soll ins Visier des sächsischen Verfassungsschutz geraten sein, weil er 2019 (in rechtlich zulässiger Weise) einen rechten “Zeitzeugenvortrag” im sächsischen Leubsdorf fotografierte. Er gelte beim Staatsschutz nun als Linksextremist. Mönch wolle sich gegen diese Einstufung wehren. Das werde – trotz anwaltlicher Hilfe – jedoch “wahrscheinlich noch Jahre dauern”.

6. Wer stärkt hier eigentlich wen?
(deutschlandfunkkultur.de, Vera Linß & Dennis Kogel, Audio: 21:06 Minuten)
Die ARD hat seriöse Inhalte und sehnt sich nach jungem Publikum. TikTok hat das junge Publikum und sehnt sich nach seriösen Inhalten. Da liegt der Gedanke einer Zusammenarbeit nahe. Doch neben Zukunftschancen bietet eine derartige Kooperation auch Gefahren. Die Liste der Vorwürfe an TikTok ist recht umfassend. Erst jüngst ist das Unternehmen wieder ins Gerede gekommen: Es habe laut “Spiegel” versucht, verdeckte Spenden an die Junge Union zu zahlen (nur mit Abo lesbar).

“Vorzensur” beim “Presseclub”?, Sat.1 räumt auf, “Corona-Infobox”

1. Nichts als Schweigen? Jörg Schönenborn, die AfD und der Vorwurf der “Vorzensur”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Bei “Presseclub nachgefragt” (ARD) können Menschen anrufen und sich zum Thema der gerade stattgefundenen Hauptsendung, dem “Presseclub”, äußern. Als sich dort jüngst ein Herr Fischer meldete, startete dieser mit einer “grundsätzlichen Anmerkung”: Er werde nie durchgestellt, wenn er sich positiv zur AfD äußern wolle. Deshalb habe er mit einem Trick gearbeitet und sich als AfD-Kritiker ausgegeben. Boris Rosenkranz hat sich angeschaut, wie Moderator Jörg Schönenborn auf diese Vorhaltung reagiert hat: “Jörg Schönenborn hat Herrn Fischer viel Raum gegeben, Vorwürfe zu formulieren, um diese dann unwidersprochen so stehen zu lassen. Aber wie wirkt das, wie sieht das aus? Es sieht so aus, als hätte es Schönenborn kalt erwischt – und Herr Fischer recht.”

2. Rosemann räumt auf: “Promis unter Palmen” ist Geschichte
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Nach heftigen Vorwürfen eines Protagonisten (“Gewissenlose Quotenjagd”) hat sich Sat.1 erst neulich von seinem TV-Format “Plötzlich arm, plötzlich reich” getrennt. Nun ist das nächste Reality-Format dran: Daniel Rosemann, der neue Chef des Senders, schmeißt “Promis unter Palmen” aus dem Programm. Das sei eine wirtschaftlich weitaus gewichtigere Entscheidung, findet Thomas Lückerath.
Weiterer Lesehinweis: Peer Schader hat sich das RTLzwei-Format mit Daniela Katzenberger angeschaut und stellt gleich zu Beginn fest: “Wenn sich das deutsche Fernsehen irgendwann selbst einen Preis für Effizienz verleiht, wird der unweigerlich in Grünwald bei München landen: Daniela Katzenberger hat sich die Brüste straffen, die Haare ein klitzekleines bisschen weniger blond färben lassen – und RTLzwei hat’s geschafft, alleine daraus eine komplette Staffel ihrer Dokusoap zu machen.” Der Beitrag ist aber auch darüber hinaus lesenswert, weil er das Phänomen Katzenberger gut entschlüsselt.

3. Die FAZ im Krieg der Sterne
(queer.de, Jan Bambach)
Die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” macht nach Jan Bambachs Beobachtung immer häufiger und heftiger Stimmung gegen eine geschlechtergerechte Sprache. Bambach hat die “FAZ”-Berichterstattung des vergangenen Jahres ausgewertet und 37 Artikel ausgemacht, bei denen es sich mehr oder weniger um das Konzept des Genderns drehe. Die absolute Mehrheit der Artikel stehe dem Thema ablehnend gegenüber und, so eine weitere Erkenntnis Bambachs, stamme weitgehend aus männlicher Feder.

Bildblog unterstuetzen

4. Corona-Infobox, 20-Uhr-tagesschau schneller online und andere neue Features auf tagesschau.de
(blog.tagesschau.de, Juliane Leopold)
Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales bei der ARD, erzählt im “Tagesschau”-Blog von den kürzlich durchgeführten Neuerungen, darunter die “Corona-Infobox”: “Seit wenigen Tagen haben wir nun für unsere Nutzerinnen und Nutzer in Web und App ein neues Feature im Angebot: die Corona-Infobox. Sie beantwortet auf einen Blick Fragen wie: Wie hoch ist die Sieben-Tage-Inzidenz in einer Stadt oder in einem Landkreis? Wie viele Menschen sind dort gestern positiv gemeldet worden? Gab es neue Todesfälle, die sich auf Covid-19 beziehen? In die Corona-Infobox können Sie einfach eine Postleitzahl eingeben und diese Informationen ‘auf Knopfdruck’ erhalten.”

5. Weglassen für mehr Freiraum
(taz.de, Leonie Gubela)
In Münster sorgt seit etwas mehr als einem Jahr ein neues Digital-Angebot namens “Rums” für mehr journalistische Vielfalt in der Region. Vor einiger Zeit hat das Stadtmagazin den Sprung vom Gratisangebot zum Abo-Modell gewagt. Die “taz” hat sich mit Redaktionsleiter Ralf Heimann über die bisherigen Erfahrungen mit dem Münsteraner Lokaljournalismus-Projekt unterhalten.
Transparenzhinweis: Die “Rums”-Redaktion wird von Ralf Heimann und Constanze Busch geleitet. Ralf Heimann ist auch BILDblog-Autor und hat bei uns beispielsweise die Serie “Kleine Wissenschaft des Fehlers” über die Fehlerkultur in Medien veröffentlicht.

6. Wie ich einmal 5.000 Menschen mein Doppelkinn zeigte
(zeit.de, Vicky Isabelle Bargel)
“Immer wieder klatsche ich mit der Hand auf die Selfiekamera meines Smartphones. Das macht man jetzt so, die Hand als Blende. Im Hintergrund dudelt ein Sound: BUMM, BUMM, BUMM, BUMM, BUMM, BUMMBUMMBUMMBUMM”. Vicky Isabelle Bargel hat versucht, einen Viral-Hit für TikTok zu produzieren und ist, nun ja, gescheitert.
Weiterer Lesehinweis: Warum TikTok in den USA biometrische Daten sammeln dürfen will: “TikToks Datenschutz-Richtlinie für die USA erwähnt jetzt die Erhebung biometrischer Daten von Gesichtern und Stimmen. Hintergrund dürfte ein juristischer Streit sein, der das Unternehmen 92 Millionen Dollar kostet.” (spiegel.de, Patrick Beuth)

Uploadprobleme, Klickerfolg der “Welt”, Diana-Interview

1. Ihr Upload ist leider fehlgeschlagen
(zeit.de, Meike Laaf)
Alle Einwände der Kritikerinnen und Kritiker haben nichts genutzt: Gestern wurde vom Bundestag die umstrittene Urheberrechtsreform beschlossen. Mit dabei: die von vielen als problematisch angesehenen Uploadfilter. Meike Laaf widmet sich in einer ausführlichen Analyse den Fragen der möglichen technischen Umsetzung. Die Technik allein könne es jedoch nicht richten: “Ohne Menschen, die maschinelle Entscheidungen zumindest überprüfen, wird es in vielen Fällen schwierig werden. Ganz zu schweigen von der Notwendigkeit, mehr Transparenz als bisher darüber herzustellen, warum Sperrentscheidungen gefallen sind.”

2. Für seriöse Medien wäre #DIVIgate eine Katastrophe, für “Welt” war es ein voller Erfolg
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Die “Welt” hat einem hochproblematischen, da fehlerbehafteten Thesenpapier über die angeblich nicht vorhandene Auslastung der Intensivstationen großen Raum gegeben. Laut Insiderinformationen freue sich der Digital-Chef der “Welt” über den Klick-Erfolg – trotz der Fehler und trotz heftigem Widerspruch von Medien und Experten. Thomas Laschyk kommentiert: “Für seriöse Medien, denen Ansehen und korrekte Berichterstattung wichtig sind, wäre so eine massive Fake News eine Katastrophe. Der MDR bezeichnet das als ‘Unfall’, wenn HR oder MDR nach dem Verbreiten von Fake News selbst Korrekturen veröffentlichen müssen (wir haben auch darüber berichtet). Bei WELT nimmt man das eher als vollen Erfolg wahr.”

3. “Ich bin für meine Autor:innen jederzeit erreichbar”
(fachjournalist.de, Florian Beißwanger)
Anna von Planta arbeitet als Lektorin beim Diogenes Verlag. Dort betreut sie das Gesamtwerk der bereits verstorbenen Friedrich Dürrenmatt und Patricia Highsmith sowie viele andere bekannte Autoren wie Patrick Süskind, John Irving und Paulo Coelho. Im Interview mit dem “Fachjournalist” erinnert sie sich an die Zusammenarbeit mit Dürrenmatt, erklärt, was gute Lektoren ausmacht, und was angehende Schriftstellerinnen und Schriftsteller von Autor John Irving lernen können. Ein lohnenswerter, da eher seltener Blick hinter die Kulissen der Bücherwelt.

Bildblog unterstuetzen

4. Neue ARD-Programmchefin im RND-Gespräch: “Wir haben Teile der Bevölkerung verloren”
(rnd.de, Imre Grimm)
Die ARD hat eine neue Programmchefin: die von der ARD-Filmproduktionstochter Degeto kommende Christine Strobl. Im Gespräch mit Imre Grimm geht es unter anderem um ihre Pläne für die ARD, um Spar- und Konkurrenzdruck, Diversität, die Mediathek und das Thema Gebühren. Und natürlich spricht Grimm das Thema einer möglichen CDU-Nähe an: Strobl ist die Tochter von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und mit dem baden-württembergischen CDU-Landesvorsitzenden Thomas Strobl verheiratet.

5. Hassrede, absetzbar
(taz.de, Matthias Meisner)
Seit Jahren gelinge es Vereinen im rechten politischen Spektrum, den Status der Gemeinnützigkeit zu erlangen, berichtet die “taz”: Das sei zeitweise beim Portal “Journalistenwatch” so gewesen und nun beim sogenannten “Demokratienetzwerk”, das im Kern nichts weiter als ein pöbelnder Twitter-Account sei. Matthias Meisner schreibt: “Das in Mannheim ins Vereinsregister eingetragene ‘Demokratienetzwerk’ mit seinen rund 2.800 Twitter-Follower:innen ist 2019 vom Finanzamt Rastatt als ‘gemeinnützig’ eingestuft worden, Spenden sind also steuerlich abzugsfähig. Und das für eine rechte Propagandaschleuder. Wie ist das möglich?”

6. Schwere Fehler bei legendärem Diana-Interview – BBC bittet um Entschuldigung
(spiegel.de)
1995 erreichte ein Interview weltweit Rekord-Einschaltquoten. Im Gespräch mit dem BBC-Reporter Martin Bashir sprach Lady Diana ungewöhnlich offen über die Untreue ihres Mannes Charles und ihre eigenen psychischen Probleme. Jahrzehnte später kommt ein interner Untersuchungsbericht des Fernsehsenders zu dem Schluss, dass sich Bashir das Interview offenbar mit unlauteren Methoden erschlichen hatte: Der Reporter habe Diana gefälschte Kontoauszüge vorgelegt, die beweisen sollten, dass Mitarbeiter am Hofe für Spitzeldienste bezahlt worden seien.

7. “Bildblog”-Autoren: “Angst verkauft sich besser als eine Willkommenskultur”
(derstandard.de, Oliver Mark)
In eigener Sache und deshalb als zusätzlicher Link: Meine BILDblog-Kollegen Moritz Tschermak und Mats Schönauer haben sich mit dem “Standard” über ihr “Bild”-kritisches Buch “Ohne Rücksicht auf Verluste” unterhalten. In dem Gespräch geht es um die Mechaniken der “Bild”-Berichterstattung, die Muster dahinter und die Unterschiede zwischen der Ära Diekmann und der Ära Reichelt. Bei der Gelegenheit und bei aller Befangenheit: “Ohne Rücksicht auf Verluste” sollte in jedem Bücherschrank stehen. Nicht nur, weil es eine fundierte Analyse des immer noch mächtigsten Mediums Deutschlands darstellt, sondern auch medienerfahrenen Lesern und Leserinnen neue Einblicke und Einsichten bietet.

KW 17: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wir Journalisten Folge 5: Gewalt gegen Journalisten
(djv.de, Audio: 46:57 Minuten)
Der Fernsehjournalist Arndt Ginzel ist spezialisiert auf Investigatives und Rechtsextremismus und dreht regelmäßig auf Demonstrationen. Dabei erlebt er immer wieder Anfeindungen der verschiedensten Art. Bei “Wir Journalisten”, dem Podcast des Deutschen Journalisten-Verbandes, spricht er über die zunehmende Gewalt gegen Medienschaffende. Weitere Folgen der Gesprächsreihe mit Journalisten und Journalistinnen gibt es auf der Übersichtsseite.

2. FS259 Nasenfaktor
(freakshow.fm, Tim Pritlove & Dominik Wagner & Roddi & Rainer Killinger, Audio: 3:35:14 Stunden)
Apple kündigte jüngst den Einstieg ins Podcast-Business an. Man wolle nicht nur die Infrastruktur, sondern auch Bezahlinhalte im Audiobereich anbieten. Der Konzern verlangt von den Podcast-Anbietern dafür bis zu 30 Prozent Provision. In der “Freakshow” diskutieren Tim Pritlove und seine Mitstreiter die möglichen Auswirkungen auf die Podcast-Branche.

3. Kulenkampffs Schuhe
(ardmediathek.de, Regina Schilling, 1:31:59 Stunden)
In den 60er- und 70er-Jahren erlebte das Fernsehen seine goldenen Zeiten mit Einschaltquoten von bis zu 80 Prozent. Am Samstagabend saßen viele Familien einträchtig vor dem TV-Gerät und schauten “Einer wird gewinnen” mit Hans-Joachim Kulenkampff oder die “Peter-Alexander-Show”. Die Regisseurin Regina Schilling wirft in ihrer Doku einen Blick auf das Unterhaltungsfernsehen von damals und hat dazu zahlreiche Showausschnitten aus der Zeit, Interviews, privates Super-8-Material sowie historische Dokumenten und Fotos zusammengetragen. Achtung: Die 90-minütige Doku ist nur noch bis zum 6. Mai in der ARD-Mediathek zu sehen und verschwindet danach wieder im öffentlich-rechtlichen Depublizierungs-Nirwana.

Bildblog unterstuetzen

4. Prügelknaben? – Ein Redaktionsgespräch über das Männerbild in den Medien
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz & Stephan Beuting & Annika Schneider & Michael Borgers & Bettina Schmieding, Audio: 37:23 Minuten)
Mit der Bezeichnung “alte weiße Männer” sind meist Männer gemeint, die sich dem Fortschritt verweigern, Änderungen ablehnen und an alten Strukturen festhalten wollen. Natürlich gibt es auch alte weiße Männer, die nicht so denken, und von denen ärgern sich wiederum einige über die ihrer Meinung nach ungerechte Zuweisung. Eine derartige Kritik habe es auch innerhalb der Deutschlandfunk-Redaktion nach einem Podcast über Diversität gegeben. Ein guter Anlass, sich zusammenzusetzen und die Sache zu besprechen! Es geht um “alte weiße Männer”, Journalismus, Kollateralschäden und das Gefühl, als Prügelknabe herhalten zu müssen.

5. ZDFzoom: Angriff von rechts
(zdf.de, Patrick Stegemann & Johanna Bentz, Video: 29:02 Minuten)
Die radikale Rechte versucht, den Unmut über die Corona-Maßnahmen für sich zu nutzen und setzt dabei verstärkt auf Onlinemedien und digitale Kommunikationskanäle: “Besonders auf digitalen Plattformen wie dem Messengerdienst Telegram erfahren rechte Akteure viel Zuspruch von Querdenkern und Anhängern von Verschwörungsmythen. Gemeinsam mit dem Datenanalysten Josef Holnburger haben die ‘ZDFzoom’-Reporter Tausende Telegram-Nachrichten ausgewertet.” In ihrer Reportage zeigen Patrick Stegemann und Johanna Bentz, wie Demokratiefeinde um Einfluss kämpfen.

6. Anwaltspost trotz millionenschwerer Werbung: Thomas „Held der Steine“ Panke gegen Lego
(omr.com, Philipp Westermeyer & Torben Lux, Audio: 1:06:28 Stunden)
Der Youtuber Thomas Panke betreibt einen erfolgreichen Kanal (“Held der Steine”), in dem er Klemmbaustein-Sets vorstellt und testet, die von Lego, aber auch von anderen Anbietern stammen. Panke hat bereits zum wiederholten Mal Post von den Lego-Anwälten bekommen, die er jedes Mal auf seinem Kanal genüsslich kommentiert (hier und hier). Die Folge: Schlechte PR für Lego, Followerzuwachs für Panke. Im Podcast der “Online Marketing Rockstars” erklärt der Youtuber sein kompliziertes Verhältnis zu Lego, er erzählt, weshalb er keinen eigenen Online-Shop haben will und warum er auf Spaß- statt Umsatzoptimierung setzt.

Deutschland fällt ab, Geschönte Karten, Intensivbilder

1. Deutschland wird herabgestuft
(zdf.de)
In der aktuellen “Rangliste der Pressefreiheit” der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) ist Deutschland auf den 13. Platz gefallen. RSF-Vorstandssprecher Michael Rediske kommentiert: “Aufgrund der vielen Übergriffe auf Corona-Demonstrationen mussten wir die Lage der Pressefreiheit in Deutschland von ‘gut’ auf nur noch ‘zufriedenstellend’ herabstufen: ein deutliches Alarmsignal.”
Weiterer Lesehinweis: In der “taz” schreibt Erica Zingher: “In einer Demokratie muss die Freiheit der Presse geschützt werden. Wenn die Behörden das nicht leisten können, dann haben sie versagt.”

2. So verharmlost die BILD die Corona-Lage mit der Inzidenz-Karte
(volksverpetzer.de, Larena Klöckner)
“Bild” hat unlängst der “tagesschau” vorgeworfen, die Inzidenz-Landkarten absichtlich dunkler gefärbt zu haben, um die Corona-Lage zu dramatisieren (siehe dazu auch den ARD-“Faktenfinder”: Keine Manipulation bei Corona-Karten). Nun wurde die “Bild”-Redaktion dabei erwischt, wie sie mit neuen Farbskalen die Entwicklung der Fallzahlen schönt. Larena Klöckner hat den Fall aufgearbeitet und kommentiert.

3. “Es braucht diese Bilder, damit die Leute die Notlage begreifen”
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio: 8:25 Minuten)
Fotojournalist und Intensivpfleger Fabian Fiechter hat die Arbeit von Pflegekräften in Corona-Zeiten begleitet. Der Deutschlandfunk hat mit Fiechter über seine Arbeitsweise, seinen Antrieb und seine Verantwortung gesprochen: “Ich möchte nicht den Freifahrtschein geben, dass man einfach nur, weil man es kann, alles fotografiert. Aber ich glaube schon, dass das wichtig ist, dass die Menschen Bilder bekommen.”

Bildblog unterstuetzen

4. Jetzt aber schnell
(netzpolitik.org, Josefine Kulbatzki)
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat ein sogenanntes Dringlichkeitsverfahren gegen Facebook eingeleitet. Es bestehe Grund zur Annahme, dass die von dem Unternehmen angestrebte Datenweiterreichung zwischen Facebook und WhatsApp unzulässig durchgesetzt werde.
Weiterer Lesehinweis: Facebook will Aufregung um riesiges Datenleck aussitzen: “Eine versehentlich versandte E-Mail zeigt: Facebook setzt darauf, dass das Medieninteresse am jüngsten Leak der Daten von 533 Millionen Nutzern von allein abnimmt. Statt aufzuklären, schweigt das Unternehmen bewusst.” (spiegel.de, Patrick Beuth)

5. “Die Wissenschaft ist auf kritischen Journalismus angewiesen”
(journalist.de, Kathi Preppner)
Das Fachmagazin “journalist” hat sich mit Josef Zens unterhalten, der das “Kompetenzteam Wissenschaftskommunikation” des Journalistenverbands Berlin-Brandenburg koordiniert: “Es geht uns darum, auch wissenschaftsfremden Redaktionen und Ressorts ein Verständnis für wissenschaftliche Prozesse zu vermitteln, so dass da Standards gesetzt werden, die nicht einfach nur heißen: große Reichweite. Sonst kann ich immer einen Durchbruch vermelden oder einen Weltuntergang verkünden.”

6. Apple startet Podcast-Offensive – mit kostenpflichtigem Abo-Dienst
(meedia.de, Nils Jacobsen)
Apple hat bei seiner jüngsten Produktvorstellung nicht nur diverse neue Geräte präsentiert, sondern einen Premium-Dienst angekündigt, bei dem Nutzerinnen und Nutzer ausgewählte Podcasts kostenpflichtig abonnieren können.
Weiterer Lesehinweis: Auch Facebook will ins Audiogeschäft einsteigen. Dort plant man einen Clubhouse-Klon. Außerdem soll es dank einer Kooperation mit Spotify bald möglich sein, Podcasts direkt in der Facebook-App anhören zu können.

Krautreporter vs. Bundesregierung, Pekings Propaganda, Facebooks Leck

1. Warum wir rechtlich gegen die Bundesregierung vorgehen
(krautreporter.de)
Die Bundesregierung will über 200 Millionen Euro Fördergelder an die Presse ausschütten. Der Haken: Das Geld geht nur an die etablierten Player der Print-Branche – digitale, unabhängige Medien bekommen nichts. Dagegen wollen sich die “Krautreporter” wehren. Zunächst mit einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, möglicherweise aber auch mit weiteren Schritten: “Sollte Minister Altmaier uns nicht bis zum 20. April bestätigen, dass er die Presseförderung in dieser Form unterlässt, gehen wir vor Gericht.”

2. Peking investiert in Propaganda
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider & Steffen Wurzel, Audio: 6:44 Minuten)
Nicht nur Russland will seinen medialen Einfluss im Ausland ausbauen. Auch China investiere in Propaganda, so der China-Korrespondent Steffen Wurzel im Deutschlandfunk. Die Kommunistische Partei setze laut einem australischen Thinktank systematisch auf die Sozialen Medien und auf Influencer. Erwähnung finden auch prominente Personen wie der frühere SPD-Bundesvorsitzende Rudolf Scharping und der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess.

3. Dann lieber den wütenden Rezo als die eiernde Birgitta
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Medienkritiker Stefan Niggemeier wundert sich über einen “Tagesthemen”-Kommentar von Birgitta Weber, der Inlandsfernsehchefin des SWR und Leiterin von “Report Mainz”. In ihrem Kommentar hat Weber sinngemäß beklagt, dass die politische Diskussion auch an den Osterfeiertagen weitergegangen sei. Niggemeier kommentiert: “Man kann wirklich viel sagen gegen Laschets ‘Brückenlockdown’ (und auch einiges dafür). Aber der eine Vorwurf, der wirklich zu dumm sein sollte für eine öffentliche Debatte und sogar einen ‘Tagesthemen’-Kommentar, ist der der öffentlichen Ruhestörung.”

Bildblog unterstuetzen

4. Facebook versucht, ein riesiges Datenleak kleinzureden
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Vergangenes Wochenende wurde publik, dass ein Unbekannter in einem Forum einen Datensatz mit Informationen zu mehr als 530 Millionen Facebook-Nutzerinnen und -Nutzern veröffentlicht hat. Facebook versucht, das brisante Datenleck herunterzuspielen, und scheint sich auch ansonsten wenig Mühe zu geben, verantwortungsvoll zu handeln. So habe das Unternehmen nicht vor, die Betroffenen zu kontaktieren.

5. Die Guten müssen zusammenhalten
(kontextwochenzeitung.de)
Vor zehn Jahren wurde der Kontext-Verein für ganzheitlichen Journalismus e.V. gegründet – es war die Geburtsstunde der Online-Wochenzeitung “Kontext”. Zehn Jahre später schaut die Redaktion zurück auf die verstrichene Dekade und präsentiert besondere Momente der “Kontext”-Historie.

6. Vogelgezwitscher im Hintergrund
(blogs.taz.de, Lalon Sander)
Die “taz” hat zu Beginn der Corona-Pandemie vor einem Jahr ein tolles Projekt gestartet: Leser und Leserinnen sprechen “taz”-Texte ein, die Ergebnisse kann man beim Messenger Telegram anhören. Mittlerweile seien 2.000 dieser Hörstücke zusammengekommen. Wer auch einen stimmlichen Beitrag zu dem Projekt beisteuern will, könne sich gerne unter [email protected] melden.

Blättern:  1 ... 3 4 5 ... 33