Bild  

Ein Herz für Schmutzkampagnen

Das Verhältnis zwischen der “Bild”-Hilfsorganisation “Ein Herz für Kinder” und dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) ist — gelinde gesagt — durchwachsen. Während viele andere Hilfsorganisationen sich von der unabhängigen Institution auf die korrekte und transparente Verwendung von Spendengeldern prüfen lassen und dafür das DZI Spenden-Siegel erhalten, sieht “Ein Herz für Kinder” keinen Bedarf hierfür. Entsprechend war nach der Haiti-Spendengala Anfang des Jahres auf Welt.de zu lesen:

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) kritisierte “Ein Herz für Kinder” als intransparent. “Im Gegensatz zu allen anderen Partner-Hilfswerken der Spendengala veröffentlicht die Organisation keine Finanzberichte”, sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke dem EPD. Dadurch sei nicht klar, wie viel Geld “Bild hilft” etwa für Werbung und Verwaltung ausgebe.

Mehr über
“Ein Herz für Kinder”:

Springer wiederum hält herzlich wenig vom DZI Spendensiegel:

Ein “Herz für Kinder” hat das “Spenden-Siegel” nie beantragt. Mit dem eingesparten Geld (10 000 Euro jährlich) hilft die BILD-Aktion lieber denjenigen, die es dringender brauchen als das halbstaatliche DZI.

Diese Aussage findet sich am Ende eines Artikels, der jüngst unter der Überschrift “Zu teuer, zu bürokratisch — Helfer wollen Spendensiegel boykottieren!” in der gedruckten “Bild”, auf Bild.de und sogar auf der Homepage von “Ein Herz für Kinder” erschienen ist. Die beiden Autoren Einar Koch und Hans-Jörg Vehlewald geben sich darin größte Mühe, das baldige Ende des DZI Spendensiegels heraufzubeschwören:

Es gilt als “TÜV der guten Tat” — doch jetzt droht dem “Spenden-Siegel” nach fast 20 Jahren das Aus!

Begründet wird das folgendermaßen:

Hilfsorganisationen wie DRK, Johanniter und Malteser erwägen einen Boykott des Siegels. Sie befürchten dramatisch steigende Verwaltungskosten zu Lasten von Notopfern. In einem Brandbrief der Johanniter heißt es: “Wissend um die Notwendigkeit von Effizienz und Transparenz müssen wir in Erwägung ziehen, auf das DZI-Spenden-Siegel zu verzichten”. Der Deutsche Caritasverband moniert: “Die mit dem Spenden-Siegel verbundenen Kosten stehen in keinem Verhältnis mehr zum erzielbaren Nutzen!”

Zwar sind oder waren alle von “Bild” genannten Hilfsorganisationen tatsächlich unzufrieden mit den neuen Vergabeleitlinien des Spendensiegels. Von Boykott oder auch nur Boykottdrohungen kann aber keine Rede sein und das wäre auch leicht herauszufinden gewesen, wenn sich auch nur einer der beiden Redakteure bequemt hätte, bei den betreffenden Hilfsorganisationen rückzufragen.

Auf Anfrage von BILDblog erklärte Svenja Koch vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), man plane keinen Boykott und sei zudem von “Bild” nicht um Stellungnahme gebeten worden. Christoph Zeller von den Maltesern hat dieselbe Erfahrung gemacht. Er teilte mit:

Eine Bitte um Stellungnahme seitens der “Bild”-Redaktion hat uns nicht erreicht. Wir Malteser sind grundsätzlich für ein Spendensiegel und bleiben weiter im Gespräch mit dem DZI.

Caritas-Sprecherin Claudia Beck erklärte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd):

Wir werden das Siegel nicht infragestellen. Ein vertrauenswürdiges Siegel hilft den Bürgern, sich auf dem unübersichtlich gewordenen Spendenmarkt zu orientieren.

Und was ist mit dem angeblichen “Brandbrief” der Johanniter? Pressesprecher Patrick Schultheis stellte auf Anfrage von BILDblog klar:

Weder hat die Johanniter-Unfall-Hilfe vor, das DZI-Spendensiegel zu “boykottieren”, noch wurde ein “Brandbrief” an das DZI formuliert. Vielmehr hatte das DZI die Johanniter um eine Bewertung des ersten Entwurfs der neuen Vergabe-Leitlinien gebeten. In dieser Bewertung haben die Johanniter (ähnlich wie andere Hilfsorganisationen) bereits im März 2010 auf einzelne, problematische Passagen hingewiesen. Daraufhin entstand ein intensiver, konstruktiver Austausch mit dem Ziel, angemessene und für alle Seiten akzeptable Kriterien für die Vergabe des Spendensiegels zu entwickeln. Dieser Prozess ist ergebnisoffen und noch nicht abgeschlossen – momentan befindet sich der dritte Entwurf in der Diskussion. Die Johanniter hoffen auf ein positives Resultat und darauf, auch künftig zu den durch das DZI zertifizierten Organisationen zählen zu können. Das DZI-Siegel hat sich aus unserer Sicht in seiner bisherigen Form als Orientierungshilfe für Spender bewährt.

Das von “Bild” verkürzt wiedergegebene Zitat aus der vierseitigen Stellungnahme lautet im Original: “Bei aller Wertschätzung sowie grundsätzlicher Anerkennung des DZI und wissend um die Notwendigkeit von Effizienz und Transparenz müssen wir bei einer Verabschiedung der neuen Leitlinien in der jetzigen Entwurfsform (März 2010) auch in Erwägung ziehen, auf das DZI-Spenden-Siegel zu verzichten oder das Spenden-Siegel nur für einen einzelnen Arbeitsbereich der Organisation beantragen.”

“Bild” hat uns weder vor noch nach Veröffentlichung des Beitrags um eine Stellungnahme gebeten.

Mit Dank an die Hinweisgeberin!

Robert Enke und eine Frage der Sensibilität

Ende 2009 berichtete Bild.de über eine “Panne”, die Hannover 96 in seinem Jahrbuch passiert sei. Neben einem Foto von Torwart Robert Enke, der sich von einem Zug hatte überrollen lassen, war eine Anzeige von dem Reifenhersteller Continental abgedruckt. Der Slogan lautete: “Kurze Bremswege, wenn es drauf ankommt.” Ein Vereinssprecher entschuldigte sich dafür: “Wir waren da nicht sensibel genug, es tut uns leid.”

Robert Enke / Hannover bedauert Jahrbuch-Panne

Heute berichtet Bild.de über einen “Gänsehaut-Moment” bei einem Konzert der Band U2 gestern im Stadion von Hannover: Sänger Bono erinnerte an Robert Enke und seine Familie. Vor dem Filmbericht darüber zeigt Bild.de Werbung des Reifenherstellers Continental. Der Slogan lautet: “Wenn nur alles so schnell stoppen könnte wie Reifen von Continental.”

Mit Dank an Bojan J.!

Pranger, Kritik, Marianne

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Am Pranger der Populisten”
(zeit.de, Hauke Friederichs)
Hauke Friedrichs fragt, warum “Bild” Männer an den Pranger stellt, die ihre Strafe verbüßt haben. “Ob ein Straftäter nach Verbüßung seiner Freiheitsstrafe weiterhin eine Gefahr für die Gesellschaft ist, müssen aber Richter und Gutachter entscheiden – nicht die Redaktion der Bild.”

2. “Danke, dass Sie mich kritisieren”
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Journalist Michalis Pantelouris bedankt sich bei Lesern, die ihn kritisieren: “Kritik ist kein Problem, sondern im Gegenteil die größte Chance des Journalismus in der Übergangsphase, wie wir ihn erleben. Denn Kritik bedeutet auch, dass da Menschen engagiert sind in der Debatte, dass sie uns ihre in der Masse riesige Weisheit überlassen und von uns im Gegenzug zu ihrer Zeit und Energie nur eins verlangen: Respekt.”

3. “Bild-Leserreporter liefern kaum News”
(meedia.de, Daniel Bouhs)
Drei Wissenschaftler analysierten die von 2006 bis 2008 in “Bild” München aufgrund von Leserreporter-Einsendungen erschienenen Beiträge.

4. “Besser spät als nie – BILD und Gegendarstellungen”
(unsterblichkeit.eu)
Bild.de veröffentlicht eine Gegendarstellung, die sich auf einen Artikel von Oktober 2009 bezieht.

5. “Französisches Polit-Magazin beleidigt Sarkozy”
(nzz.ch, Manfred Rist)
Auf der Titelseite der Zeitschrift “Marianne” wird Nicolas Sarkozy als “Le vouyou de la république” (“Taugenichts der Republik”) bezeichnet. “Über die sachliche Richtigkeit und die damit verbundene Politik, darunter Sarkozys härtere Haltung gegenüber Delinquenten, Einwanderern und Roma, kann man streiten, gerade auch, weil es dabei um Werte der Republik geht. Doch mit der Klassierung, die das Wochenblatt liefert, scheint eine Grenze des Anstands überschritten.”

6. “Google Street View und die German Angst”
(webwriting-magazin.de, Claudia Klinger)
“Wollen wir Burkas für Fassaden?”, fragt Claudia Klinger. Bürger, die darauf bestehen, ihr in aller Öffentlichkeit sichtbares Anwesen zu verpixeln, befinden sich übrigens in guter Gesellschaft mit Dick Cheney, der das vor Jahren bei Google Earth durchsetzte (thedailyshow.com, 2007, Video, 2:23 Minuten)

Özil, Ballack und Raúl bei Manchester United!

Nicht ist leichter, als Boulevard-Sportjournalisten in Aufregung zu versetzen. Diese Schlagzeilen erschienen heute (von oben nach unten) auf den Online-Seiten von “Bild”, “Express”, “Sport Bild” und auf T-Online:

So richtig wollte zwar keines der Medien glauben, dass das Auftauchen von Werder-Bremen-Fußballstar Mesut Özil mit einem Profilrudiment auf den Internetseiten von Manchester United bedeutet, dass ein entsprechender Wechsel sicher ist. Aber irgendwas könnte ja dran sein!

“Hat da jemand die Homepage gehackt? Oder weiß man bei ManU etwa schon mehr?”, fragt Bild.de. Die Kollegen von Express.de spekulieren über die mögliche “peinliche Vorbereitung eines Deals, der noch gar nicht in trockenen Tüchern ist”. Und die Online-Experten von “Sport Bild” klingen leicht empört: “ManUnited führt Özil als Spieler. Dabei ist noch nichts unterschrieben.”

Nun. Wir haben aufregende Neuigkeiten.

Nicht nur Özil spielt anscheinend bald bei Manchester United …

… auch Raúl, der doch eigentlich gerade nach Schalke gewechselt war, …

… und sogar Michael Ballack

… und viele weitere bekannte Fußballer.

Auf des Rätsels Lösung könnte man kommen: Unter jedem scheinbaren Spieler-Profil befindet sich ein Link zu der Zusammenfassung einer Meldung aus den Medien, in der der Spieler mit Manchester United in Verbindung gebracht wird. Wann immer die Internetseite des Vereins auf einen solchen Bericht hinweist, wird offenbar ein entsprechendes Profilrudiment angelegt.

Dass Mesut Özil hier geführt wird, hat also nur einen einzigen Grund: Der “Daily Express” hatte vor fünf Wochen darüber spekuliert, dass er als Neuzugang im Gespräch sei, und die Internetseite von Manchester United hatte — mit dem Standard-Hinweis, sich das nicht zu eigen zu machen — die Meldung zusammengefasst.

Ob die Tatsache, dass deshalb gleich eine solche merkwürdige halbleere Profilseite für Özil entsteht, eine “Panne” darstellt oder panne doch eher die Leute von Bild.de und den anderen mit ihrer Spekulationswut und Rechercheunlust sind, lassen mir mal dahingestellt.

Mit Dank an Marcus H., Andree M. und vor allem Benjamin C.!

Ein Foto, kein Treffer

Nach der für sie eher wenig erfolgreichen Fußball-WM musste die Nationalmannschaft Nordkoreas Gerüchten zufolge in einer mehrstündigen öffentlichen Veranstaltung “ideologische Kritik” über sich ergehen lassen. Der Fußballweltverband FIFA will nun ermitteln, ob die Berichte über die Bestrafungen einiger Spieler und des Trainers wahr sind, wie “Spiegel Online” berichtet.

Und weil so ein Online-Artikel ohne Foto langweilig wäre, hat man sich für folgende Bebilderung entschieden:

Nordkoreas Jong Tae Se (r., gegen Portugal): Sechs Stunden "ideologische Kritik"?

Eine etwas unglückliche Wahl, denn so wenig man auch über das angebliche Tribunal weiß, eine Information gilt als gesichert: Jong Tae Se, der jetzt beim VfL Bochum spielt, und An Yon-Hak waren als in Japan geborene Koreaner nicht dabei.

Mit Dank an Felix.

Nachtrag, 17.20 Uhr: “Spiegel Online” hat das Foto von Jong Tae Se entfernt und eine Anmerkung unter den Artikel gesetzt:

Anmerkung der Redaktion: In der ersten Version hatten wir ein Bild des nordkoreanischen Stürmers Jong Tae Se verwendet. Dieser soll aber ebenso wie der ebenfalls in Japan geborene An Yong Hak von möglichen Repressionen verschont worden sein.

Wallraff, Kachelmann, Street View

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wallraff undercover bei BILD”
(ndr.de, Video, 3:47 Minuten)
Ausschnitte aus dem bisher mit einem Sperrvermerk versehenen Film “Informationen aus dem Hinterland” mit Günter Wallraff als “Bild”-Journalist Hans Esser.

2. Interview mit Stephan Weichert
(merkur.de, Christiane Florin)
Stephan Weichert beurteilt den “dramatischen Umbruch” in der Zeitungsbranche. “Die gedruckte ‘FAZ’ ist aber heute schon so etwas wie ein Liebhaberobjekt mit einer überalterten Leserschaft, im Jahr 2040 wird sie sich zum Luxusobjekt gewandelt haben.”

3. “Tagesablauf in einer Online-Redaktion”
(markheywinkel.de)
Online-Redakteurin Franziska Seyboldt beschreibt, wie ein Tag bei taz.de aussieht.

4. “Google Street View: Die Stunde der Hypokriten”
(dennis-knake.de)
Dennis Knake kommentiert den baldigen Start von Google Street View in Deutschland.

5. “Kachelmann gegen Bild.de”
(taz.de, Christian Rath)
Fall Jörg Kachelmann 1: Das Landgericht Köln prüft, “wie detailliert Springer über die Vergewaltigungsvorwürfe berichten durfte”.

6. “Bitte ein 08/15-Sexualleben, der Herr”
(heise.de/tp, Bettina Winsemann)
Fall Jörg Kachelmann 2: Bettina Winsemann kritisiert vorverurteilende Meinungsäusserungen, die versuchen, ihre “Vorstellung eines ‘ordentlichen Sexuallebens’ zu promoten”. “Nachdem seine Beziehungen schon durch alle Medien geisterten, darf der mehr oder minder bereits in der Öffentlichkeit vorverurteilte Herr sich immerhin noch zu seinen Verfehlungen in der Vergangenheit äußern.”

Volksmusikanten mit langjähriger Erfahrung

Man mag von Karl Moik und Carolin Reiber halten, was man will, aber Ausdauer haben die beiden offenbar:

180 Jahre moderierten Moik und Reiber (hier Ende der 80er-Jahre) die Sendung

Mit Dank an Jens W. und Sebastian St.

Nachtrag, 22.03 Uhr: Ach so: Es waren wohl doch nur 18 Jahre.

Somewhere outside the USA

Okay, CNN.com ist jetzt weder ein deutsches, noch ein deutschsprachiges Medium. Aber es geht um Deutschland.

Beziehungsweise eben nicht:

An aerial view shows parts of Ostritz, Germany, swamped by the floodwaters of the Neisse River on Sunday, August 8.

Denn das Luftbild zeigt eben keine “Teile von Ostritz, Deutschland, überschwemmt von den Fluten der Neisse”, sondern die Region von Kot Addu in der südlichen Provinz Punjab in Pakistan, wie man bei Getty Images nachlesen kann:

This aerial view from a Pakistan army rescue helicopter shows the flooded area of Kot Addu, in the southern province of Punjab on August 8, 2010. Landslides raised the death toll in flood-hit Pakistan on August 8, cutting off roads and hampering aid efforts as rescuers battled to beat rains exacerbating the country

Aber bei den vielen Überschwemmungen gerade kann man ja schon mal durcheinander kommen.

Mit Dank an M.B.

Bild  

Der neue Ricken ist der alte Ricken

17 Jahre und 171 Tage alt war Mario Götze, als er am 21. November 2009 beim Spiel Borussia Dortmund gegen Mainz 05 eingewechselt wurde.

Oder wie “Bild” es formuliert:

Damit “klaute” er zugleich dem Champions League-Helden von 1997, Lars Ricken (17 Jahre und 241 Tage), den Titel des jüngsten Dortmunder Erstliga-Spielers aller Zeiten.

Nö. Das hatte am 6. August 2005 schon Nuri Sahin erledigt, als er im Alter vom 16 Jahren und 335 Tagen gegen den VfL Wolfsburg auflief — und damit nicht nur zum jüngsten BVB-Spieler, sondern sogar zum jüngsten Bundesligaspieler überhaupt wurde.

Aber das hätte natürlich nicht zur Überschrift gepasst und wäre auch keine geschmeidige Überleitung zum nächsten Absatz gewesen:

Götze der neue Ricken

Ricken (31), inzwischen BVB-Jugendkoordinator: “Dass Mario ein Supertalent ist, sieht doch jeder. Zudem hat er das große Glück, mit Klopp einen Trainer zu haben, der ihn aufbaut und fördert. Genau wie ich damals mit Ottmar Hitzfeld.”

Zumal Lars Ricken inzwischen 34 Jahre alt ist.

Mit Dank an J.D., Robin B., Thomas Sch., Christoph F. und Sebastian S.

Nachtrag, 15.10 Uhr: Unser Leser Christian F. weist uns darauf hin, dass Rickens Status als jüngster BVB-Spieler aller Zeiten noch viel früher wieder weg war: Nach knapp anderthalb Jahren, am 24. September 1994 wurde Ibrahim Tanko mit 17 Jahren und 61 Tagen eingewechselt. Götze müsste demnach auf Platz 3 4 liegen. (Marc-André Kruska war auch noch jünger.)

Bei Bild.de sind Rickens Alter und der Satz über den “jüngsten Dortmunder Erstliga-Spieler” inzwischen unauffällig korrigiert worden:

Damit war er sogar noch jünger als der Champions League-Held von 1997, Lars Ricken (17 Jahre und 241 Tage).

Parabeln, Stabreime, Volontäre

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Robert Schweizer
(carta.info, Helmut Hartung)
Robert Schweizer vom Burda-Verlag versucht zu erklären, warum es ein Leistungsschutzrecht braucht. “Die missliche finanzielle Situation” dürfe “nicht zu der irrigen Annahme führen, es gehe nur ums Geld”. Letztlich jedoch werde “recht einfach gesetzlich ein Paid Content eingeführt”. Immer noch nichts verstanden? Vielleicht können die Parabeln von Felix Schwenzel oder Friedemann Karig auf die Sprünge helfen.

2. “Journalismus mit Erfolgsbeteiligung”
(meedia.de, Alexander Becker)
Alexander Becker kann sich nicht vorstellen, dass Qualität mit an Klickzahlen gekoppelten Leistungen zu halten sein wird. “Sobald nur noch nach Traffic bezahlt wird, produzieren alle schnelle und möglichst reißerische Storys.”

3. “Volos, dringend gesucht”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz glaubt, dass Volontäre in vielen Lokalredaktionen alleingelassen und zu schnell mit zu viel Verantwortung betraut werden. “Ich finde diese Haltung in unserem Job immer wieder interessant, vor allem, wenn man diese Idee auf andere Berufe anwendet. Eine Operation, die nicht ein Arzt, sondern ein Student unbeaufsichtigt durchführt? Ein Hausbau, bei dem der Azubi nach drei Wochen das Kommando übernimmt? Der Supermarkt, der einen Praktikanten als Fillialleiter einsetzt?”

4. “Spökes, Späßchen, Spiegel Online”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier über Stabreime in den Schlagzeilen von “Spiegel Online”. Noch mehr Headlines sind auf spon.tumblr.com zu lesen.

5. “Russland in Flammen”
(ardmediathek.de, Video, 13:29 Minuten)
Ein Film von Ina Ruck befasst sich mit den den Bränden in Russland, dem Rauch in Moskau und der Medienstrategie der Regierung. Hintergründe zum Zustand des russischen Journalismus sind im Interview mit Alexei Venediktov (eurozine.com, englisch) nachzulesen: “For the Russian authorities, television is not ‘media’. It’s a resource, a division of the military staff, a propaganda department.”

6. “Wanky Balls festival, or Lazy journalists are lazy”
(katarney.wordpress.com, englisch)
“The Big Chill was founded in 1994 as the Wanky Balls festival in north London”, schreibt “The Independent” über das “Big Chill Festival”. “Looks like someone’s been having a bit of childish fun editing the page – and also that someone at the Independent should check their facts a bit better.”

Blättern:  1 ... 695 696 697 ... 1164