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3sat  

Colin Powell und die Atombombe

Vorab: Natürlich weiß die Menschheit inzwischen, dass der Irak-Krieg 2003 auch deswegen zustande kam, weil die USA mit (formulieren wir es mal vorsichtig) nicht ganz richtigen Tatsachenbehauptungen der Welt glauben machen wollten, der Irak sei im Besitz ganz fürchterlicher Dinge (oder aber zumindest ganz kurz davor, sie zu besitzen).

3sat geht da allerdings noch ein Stück weiter: In einem Beitrag der Sendung “Kulturzeit”, der die These aufstellt, eine Weltregierung könne womöglich die Probleme des Planeten lösen, heißt es über den Auftritt des damaligen US-Außenministers Colin Powell vor der UNO:

Schamlos behauptete er, der Irak besitze abschussbereite Atomwaffen.

Damit soll die These des Beitrags untermauert werden, dass Organisationen wie die UNO “hemmungslos hinters Licht geführt” werden, um Kriege anzetteln zu können (nachzulesen u.a. auch bei 3sat.de).

Was 3sat ihm da unterstellt, hat Powell bei seiner Rede vor der UNO am 5. Februar 2003 aber dann doch nicht getan. Powell sprach lediglich davon, dass der damalige Diktator entschlossen sei, sich Atomwaffen zu besorgen und dass er bei der Entwicklung solcher Waffen anscheinend verhältnismäßig weit fortgeschritten sei. Vom Besitz “abschussbereiter Atomwaffen” war in Powells ganzer Rede vor der UNO nicht die Rede.

Mit Dank an Henryk G.

Allgemein  

Ja, wo landen sie denn!

Seit Jahren ist die “Bild”-Zeitung (56) davon überzeugt, dass es außerirdisches Leben gibt! Vergangenen Freitag wurde sie mal wieder konkret und behauptete in der Dresdner Ausgabe, ein Professor behaupte, dass es bald zum ERSTEN KONTAKT kommt:

Seit Jahren ist Prof. Dr. B. Herrmann (63) davon überzeugt, dass es außerirdisches Leben gibt! Jetzt wird er erstmals konkret und behauptet, dass es bald zum ERSTEN KONTAKT kommt!

Wenn Sie sagen, wieder so ein Nazi-Esoteriker Spinner, dann lesen Sie erst mal weiter! Denn “Bild” schrieb:

Wenn Sie sagen, wieder so ein Spinner, dann lesen Sie erst mal weiter!

"In zehn Jahren landen die Ufos ...und zwar in Berlin"Aber lassen wir die albernen Spielchen. “Bild” zitiert unter der Überschrift “In zehn Jahren landen die Ufos … und zwar in Berlin” (siehe Ausriss) den Astronomen Prof. Dr. Dieter B. Herrmann mehrfach und lässt keinen Zweifel daran, dass er an einen baldigen Besuch Außerirdischer glaubt:

“Schon in zehn Jahren könnten sie auftauchen” (…). “Dafür gibt’s einen wichtigen Grund!” (…) “Die Außerirdischen haben gemerkt, dass wir uns selbst vernichten. Klimakatastrophe, Artensterben – und sie kommen uns zu helfen!” (…) Falls die Ufos wirklich kommen, dann ist für Professor Herrmann klar, wo sie landen werden: “In Berlin – auf dem neuen Großflughafen. Da ist schön viel Platz und man wäre sofort in der Hauptstadt.”

“Bild” schrieb am Freitag, Herrmann würde “seine These” von den außerirdischen Besuchern am Abend im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen erklären. Tatsächlich erklärt hat er dort allerdings, dass an dem “Bild”-Artikel “nichts wahr” sei, außer dass er “im DDR-Fernsehen eine Sendung hatte”.

Und uns erzählt Herrmann, dass er keineswegs “überzeugt” sei, dass es Außerirdische gibt. Er habe jedoch den Eindruck gehabt, dass der “Bild”-Reporter, der ihn mehrfach angerufen habe und ihn “gar nicht mehr in Ruhe lassen wollte”, dringend eine konkrete Aussage zum Landeplatz haben wollte. Damit habe er sich schwer getan:

“Wir wissen ja nicht mal, ob es sie gibt. Wie soll man denn sagen, wo sie landen würden?”

Allerdings habe er sich zu der Vermutung hinreißen lassen, dass Außerirdische, wenn sie denn kämen, sich für die Landung wohl ein Wüstengebiet aussuchen würden. Und im Scherz habe er gesagt:

“Die würden in Dresden landen, weil sie sich für die Solarforschung interessieren.”

Den Berliner Flughafen habe er nicht erwähnt.

Da muss wohl die Fantasie mit dem “Bild”-Reporter durchgegangen sein. Aber das ist ja auch kein Wunder. Schließlich lief der Abend im Deutsch-Sorbischen Volkstheater unter dem Titel “Planeten am Wegesrand – Wissenschaft und Kunst” und wurde so angekündigt:

Stellen Sie sich vor, auf einem der Planeten des 41 Lichtjahre entfernten Sterns 55 Cancris A im Sternbild Krebs gibt es wirklich hochintelligentes Leben. Von dort nähert sich mit Übergeschwindigkeit ein Raumschiff unserem Sonnensystem. Was erhoffen sich die Besucher, was erwartet sie in Wirklichkeit? Lassen Sie sich einladen zu einer kurzweiligen Reise durch unser Planetensystem mit Musik, Animationen, erstklassigen Vorträgen und Gesprächsrunden.

Mit Dank an Stefan K., Andreas K. und Werner W. von cenap.

Mars-Füllung macht mobil (2)

Die “Bild”-Zeitung nimmt sich heute tatsächlich noch einmal der “rätselhaften Figur auf dem Sensations-Foto vom Roten Planeten” an. Diesmal unter der Überschrift “Experten streiten: WER oder WAS ist das da auf dem Mars?”.*

Das ist Unsinn etwas ungenau. Die beiden Experten, die “Bild” befragt hat sind nämlich übereinstimmend der Meinung, dass es sich bei der “rätselhaften Figur” wohl um eine Gesteinsformation handelt. “Streiten” tun sie insofern allenfalls mit Hartwig Hausdorf. Er ist der einzige von “Bild” Befragte, der in der Figur einen Hinweis auf außerirdisches Leben erkennen mag. Und wenn Hausdorf für irgendwas Experte ist, dann dafür, “Bild” irrwitzige Geschichten zu erzählen. Wie die von einem Volk in China, das die Nachkommenschaft “von außerirdischen Havaristen” sei. Oder dass “Außerirdische auf die Erde kommen, um zu töten”. Und vor einem knappen Jahr noch stützte er die “Bild”-Theorie von den Mars-Menschen, die im Mars leben würden (wir berichteten).

*) Ganz so ernst scheint “Bild” es mit der Überschrift immerhin nicht mehr zu meinen. Schließlich mutmaßt sie, es könne sich bei der Figur um eine “Osterinsel-Staue”, “Elvis Presley”, die “Kleine Meerjungfrau”, den “Yeti” oder — und das ist ziemlich geschmacklos — den vermissten “US-Abenteurer Steve Fossett” handeln. Und übrigens wurde das “sensationelle Bild”, anders als “Bild” in einer Foto-Unterzeile behauptet, nicht von dem “NASA-Roboter ‘Messenger'” vom Mars zur Erde gefunkt, sondern von “Spirit”, einem der beiden Roboter der “Rover”-Mission. “Messenger” ist eine Raumsonde, die just am Planeten Merkur vorbeigeflogen ist.

Mit Dank an Robert H. und Matthias L. für den Hinweis.

Mars-Füllung macht mobil

Schwer zu sagen, ob die Mars-Menschen entgegen anders lautender “Bild”-Berichte doch nicht im Mars leben, oder ob kürzlich bloß ein Marsbewohner an die Oberfläche gekommen ist, um mal zu sehen, wie das Wetter ist. Jedenfalls stellt “Bild” heute auf der Titelseite (!) folgende Frage:

"Sehen wir hier zum 1. Mal ein Mars-Männchen?"

Als Quelle für die Geschichte, nach der NASA-Forscher derzeit über ein bestimmtes Foto “rätseln”, das Ende letzten Jahres auf der Mars-Mission “Rover” aufgenommen wurde, gibt “Bild” artig die britische “Times” an. Die schreibt tatsächlich, ähnlich wie “Bild”:

Zeigt das hier, dass es Leben auf dem Mars gibt?

Ist es ein Felsen? Spielt das Mars-Licht den Augen einen Streich? Oder winkt Osama Bin Laden aus seinem öden Versteck, 300 Millionen Meilen entfernt vom Planeten Erde?

Dass Osama bin Laden hier auftaucht, könnte man als subtilen Hinweis darauf deuten, wie ernst die “Times” es mit ihrer Frage nach Leben auf dem Mars wirklich meint. “Bild” tut das jedoch nicht, und kommt in ihrem kleinen Artikel gänzlich ohne Osama bin Laden und auch sonst ohne Ironie oder Humor aus — und ohne Erkenntnisgewinn.

Anders als die “Times”, die in ihrem Wissenschafts-Teil schreibt…

[Das Foto] wird Weltraumbeobachter begeistern, die bis jetzt enttäuscht waren vom Mangel an Bildern kleiner Grüner Männchen (…).

…um dem interessierten Leser immerhin allerhand Details über die Mars-Mission nahe zu bringen.

Mit Dank an thori und Sebastian M. für den sachdienlichen Hinweis.

Neues aus der Zeitreise-Redaktion

Wir müssen gestehen, wir sind ein wenig ratlos. Wir wissen nicht, wie man bei “Bild” auf die Idee gekommen ist, heute diese Geschichte auf die Titelseite (!) zu bringen:

"Schwarzes Loch im All singt tiefes C"

Vielleicht war es so: Der “Bild”-Mitarbeiter, der für den gestrigen Artikel über die Entdeckung des größten Schwarzen Lochs im Weltall zuständig war, hat irgendwann bei seinen — sicherlich umfangreichen — Recherchen auch mal “black hole” auf der englischsprachigen Google-News-Seite eingegeben und erhielt als zweiten Treffer eine Geschichte von “Scientific American” mit der Überschrift:

Strange but True: Black Holes Sing

Diese Geschichte hat der “Bild”-Mitarbeiter gelesen, sodann kurz, knackig und leicht verständlich aufgeschrieben und ein paar kleinere Fehler eingebaut, und irgendwer hat dann entschieden, dass diese tolle Story glatt einen Platz auf der Titelseite verdient hat. Das ist natürlich reine Spekulation.*

Fakt ist: Die “Bild”-Titelgeschichte kommt volle vier Jahre zu spät. Bereits im Jahr 2002 hat der “US-Röntgensatellit ‘Chandra'”, von dem “Bild” schreibt, “die Schallwellen in der Perseus-Galaxie aufgeschnappt” (und 2006 übrigens auch von einem anderen Schwarzen Loch). Im September 2003 wurden entsprechende Pressemitteilungen veröffentlicht, und in der Folge berichteten diverse Medien darüber. Neuigkeiten gibt es offenbar keine — jedenfalls nicht, seit auch “Bild” im September 2003 über dasselbe Phänomen schrieb: “NASA entdeckt Musikplanet” und sich fragte:

Musik im Universum? Tanzen auf fernen Planeten feingliedrige Aliens im 3/4-Takt? Hipp-Hopp? Techno? (…) Streicht jemand im All den Kontrabass? Wer haut auf die Pauke? (…) Oder ist es eine Hipp-Hopp-Boygroup von Außerirdischen? (…) Singt ein einsamer Alien in Moll?

*) Der Artikel auf “Scientific American” vom 18.10.07 ist eher allgemeiner Natur. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie man im Vakuum des Alls überhaupt Schallwellen nachweisen kann. Das “singende” Schwarze Loch dient nur als Aufhänger. Dass es schon 2003 entdeckt wurde, wird nicht erwähnt, dafür wird seine Entfernung aber, wie in “Bild”, mit “300 Millionen Lichtjahren” angegeben. In den ursprünglichen Meldungen aus dem Jahr 2003 ist hingegen durchweg von 250 Millionen Lichtjahren die Rede. Anders als “Bild” schreibt “Scientific American” allerdings korrekt, dass es sich bei dem Ton nicht um eine “tiefes C”, sondern um B handelt, und dass er 57 Oktaven unter dem mittleren und nicht “57 Oktaven unter dem tiefen C” liegt. Außerdem weiß man beim “Scientific American” natürlich, dass es sich dabei nicht um ein “Pfeifen” handelt und dass der Ton zu tief für das menschliche Gehör ist. Bei “Bild” meint man hingegen, “wir bekommen das Pfeifen aus dem Schwarzen Loch nie zu hören”, weil “am Ende des Nebels” Schluss sei für die Schallwellen. Das stimmt immerhin auch.

Mit Dank an ihlkawimsns und Peter K. für den Hinweis.

Ihre Anschrift und Ihr Geld ist gefragt!

Die “Bild am Sonntag” möchte gerne meine Meinung wissen. Genauer: Die “Klima-Kommissarin” der Zeitung, Eva Goris, die mich (und mutmaßlich Millionen anderer “BamS”-Leser) deshalb in einer Beilage zur heutigen Ausgabe streng anschaut.

Was Frau Goris von mir wissen will, steht im Fragebogen im Inneren der Beilage. Ob ich für ein allgemeines Tempolimit auf deutschen Autobahnen bin, zum Beispiel. Oder ob der Klimawandel meiner Meinung “nach eine ernste Gefahr für den Planeten” ist. Bei einer der fünf Fragen kann man Frau Goris sogar mitteilen, dass sie sich ihr ganzes Klimakommissarinnentum an den Hut stecken kann:

Unter der Umfrage sind Name und Anschrift einzutragen, und die “Bild am Sonntag” weist darauf hin, dass diese Angaben “unbedingt erforderlich” sind. (“BamS”-Chefredakteur Claus Strunz versichert auf der gegenüberliegenden Seite, sie würden “natürlich streng vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergeleitet”.)

Aber wofür sind die Angaben “unbedingt erforderlich”? Um von der “Bild am Sonntag” bei der Erforschung der Lesermeinung zum Klimawandel berücksichtigt zu werden? Was macht die Zeitung mit meiner Adresse, wenn meine Antwort nicht eine der “111 schnellsten Fragebogen-Einsendungen” ist, die mit einem vermutlich thematisch passend gemeinten Geschenk belohnt wird: einem Regenschirm?

Ah, unter der Adresse kann ich noch etwas ankreuzen: Ob ich “zum Thema Klima auf dem Laufenden gehalten werden” möchte.

Und wenn ich das möchte? — Dann habe ich die “Bild am Sonntag” abonniert. Eine “praktische Wetteranzeige” gibt es gratis dazu.

Danke an Dennis K.!

“Bild” verhöhnt Pendler

Zur “Bild” vom 9. November erklärt Jürgen Trittin u.a:

In der 4. Folge der BILD-Serie Patient Erde wird (…) empfohlen: “Weniger Auto fahren. Laufen, Rad nehmen, Fahrgemeinschaften mit Nachbarn, Kollegen bilden — oder öffentliche Verkehrsmittel.” Denn: “So können wir unseren schönen Planeten retten”.

Vor gerade mal einem Jahr war BILD noch ganz anderer Auffassung. Meinen Hinweis, man könne neben anderen Maßnahmen auch mal ab und zu das Auto stehen lassen, war Anlass für eine “Benzin-Wut-Kampagne” gegen den Umweltminister. Dieser Vorschlag sei “blanker Hohn” für Pendler.
(Aus einer Pressemitteilung von Jürgen Trittin, Links von uns.)

Mit Dank an Jonas L. und Trittins Büro für den Hinweis.

Und ewig locken die Nazi-Aliens

Gestern schrieben wir an dieser Stelle:

Was da heute in “Bild” über eine “geheime Kraft im All” steht, ist immerhin kein kompletter Unsinn.

Und als wollte man das nicht auf sich sitzen lassen, schreibt “Bild” heute wieder über die Pioneer-Anomalie:

"Das Rätsel um die verschwundenen Nasa-Satelliten: Locken Aliens die Raumsonden auf ihren Planeten?"

Und das ist nun doch kompletter Unsinn:

  1. Pioneer 10 und Pioneer 11 sind keine Satelliten, sondern Raumsonden.
  2. Pioneer 10 und Pioneer 11 sind nicht “verschwunden”. Man weiß recht genau, wo sie sind, nämlich “etwa 400 000 Kilometer von den Positionen entfernt”, an denen sie eigentlich sein sollten, wie “Bild” selbst schreibt.
  3. Die Frage, ob “Aliens die Raumsonden auf ihren Planeten” locken, können wir natürlich nicht beantworten, allerdings sind die Annahmen, die “Bild” offenbar zu dieser Frage inspirieren falsch.
  1. “Bild” schreibt:

    Eine unsichtbare Macht zieht sie ins Sternzeichen Stier — auf einer völlig anderen Route, als die Wissenschaftler berechnet hatten.

    Noch mal: Soo “völlig” anders ist die Route gar nicht. Die Sonden werden lediglich gebremst, und da sie sich auf einer gekrümmten Bahn bewegen, weicht der Kurs vom berechneten ab.

  2. Anders als “Bild” suggeriert, war Pioneer 10 schon immer auf dem Weg ins Sternbild Stier.
  3. Pioneer 11 hingegen war nie und ist nicht auf dem Weg ins Sternbild Stier. Deshalb ist es auch kompletter Unsinn, wenn “Bild” die Frage, “Wohin steuern die Sonden?”, so beantwortet:

    Auf den Riesenstern Aldebaran (auch “Alpha Tauri” genannt) zu.

    Pioneer 11 bewegt sich quasi in entgegen gesetzter Richtung zu Pioneer 10 aus dem Sonnensystem und steuert nicht auf Alpha Tauri zu, sondern auf Lambda Aquilae im Sternbild Adler.

  1. Am Ende des Textes fragt “Bild” bang: “Gibt es noch Kontakt?”, antwortet im Prinzip mit “nein” und fügt hinzu:

    Jedes Signal ist aber elf Jahre unterwegs.

    Dann müssten die Sonden elf Lichtjahre von der Erde entfernt sein. Sind sie aber nicht. Tatsächlich braucht jedes Signal von Pioneer 10 bloß rund elf oder inzwischen wohl eher zwölf Stunden zur Erde.

So. Und hinsichtlich der vermeintlichen Aliens, von denen “Bild” zu berichten weiß, dass sie “Legenden” zufolge 1944/45 schon mal zur Erde gereist seien, um den Nazis “ihre Technik” anzubieten, wollen wir auf ein Referat von Dr. Stefan Meining verweisen, das er im Jahr 2002 beim Symposium des Thüringer Landesamts für Verfassungsschutz gehalten hat. Es trägt den Titel: “Rechte Esoterik in Deutschland. Ideenkonstrukte, Schnittstellen und Gefahrenpotentiale.” (pdf)

Mit Dank an Udo M., Studentkiel, Alexander N. und Peter B. für die sachdienlichen Hinweise.

Die Erde verliert einen Bruder

Am 17. August war “Bild” sich sicher:

"Die Erde kriegt drei neue Geschwister"

Und im Text erklärte “Bild”:

Familienzuwachs für unser Sonnensystem: Die Erde kriegt drei neue Geschwister. Sie heißen Ceres, Charon und Xena. (…) Durch die steigende Zahl von Entdeckungen kleinerer Himmelskörper im äußeren Sonnensystem musste die Definition Planet überarbeitet werden. Ein Planet ist demnach ein Himmelskörper, der (…)
(Hervorhebungen von uns.)

Das war etwas voreilig. Denn die Internationale Astronomische Union (IAU) hatte am 16. August lediglich bekannt gegeben, dass auf der IAU-Hauptversammlung über einen Vorschlag abgestimmt wird, der neu definieren würde, was ein Planet ist. “Bild” verschwieg das. (Wie man journalistisch korrekt mit einem solchen Vorschlag umgeht, kann man beispielsweise hier, hier oder hier nachlesen.)

Gestern wurde abgestimmt. Das Ergebnis: Die Erde bekommt keine “drei neuen Geschwister”, verliert dafür aber einen Bruder. Nämlich Pluto. Tja.

"Pluto kein Planet mehr"Immerhin schafft diese Nachricht (die sehr vielen anderen Medien übrigens eine größere Geschichte wert ist) es heute auf die “Bild”-Titelseite. Als 12-Zeilen-Meldung (siehe Ausriss). Für eine Erwähnung der ziemlich großen Falschmeldung von letzter Woche ist da natürlich kein Platz.

Mit Dank an Lexirien C., Alex P., Patrick S., Matthias B., Sven P. und Robert F. für die sachdienlichen Hinweise.

Allgemein  

“Bild” benutzt echte Forscher für falsche Story

“Macht es der Mars so heiß?” fragt “Bild” heute groß auf Seite 1 (siehe Ausriss) und wartet mit der hanebüchenen These auf, die gegenwärtigen Sommertemperaturen könnten damit zusammenhängen, “daß sich der Mars dieses Jahr so weit von der Erde entfernt wie nie”. Angeblich stehen “Forscher vor einem Rätsel” und “diskutieren jetzt eine verblüffende These: Ist der Mars Schuld an der Hitze?”

“Es ist, als wäre der Erde die Klimaanlage weggenommen worden”, behauptet “Bild”-Redakteur Attila Albert und zitiert, wie zum Beweis, drei Wissenschaftler:

Uns gegenüber betont Christian-Dietrich Schönwiese allerdings, er habe “Bild” ein kurzes Telefoninterview gegeben und “dabei gesagt, dass die gegenwärtige Hitzewelle nichts, aber auch gar nichts mit dem Mars oder anderen Planeten zu tun habe”.

Und Gerhard Neukum erklärt uns, er habe die “Bild”-Frage, ob die Planeten, insbesondere Mars, Einfluss auf das irdische Wetter hätten, “klar verneint”.

Bleibt Ulrich Köhler. Er wird in “Bild”, wie er uns sagt, “korrekt” mit dem Satz zitiert, die Oberflächen-Temperatur des Mars betrage “–60 bis –80 Grad, an den Polen sogar bis –140 Grad”. Allerdings, so fügt Köhler hinzu, sei im Gespräch mit “Bild” die Frage nach der Marswirkung aufs Erdwetter “gar nicht Gesprächsgegenstand gewesen”. Hätte “Bild” ihn danach gefragt, hätte er geantwortet:

“Das ist absoluter Quatsch.”

Gedankt sei auch den vielen, vielen Hinweisgebern für ihre Mühe.

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