Fellners “Datenschutzbedenken”, Kein Tiefpunkt, Politischer Maulheld

1. Belästigung bei Fellner: Gericht segnet heimliche Aufnahmen ab
(kurier.at, Nina Oberbucher)
Dem österreichischen Medienunternehmer Wolfgang Fellner (“oe24”) wurde von einer ehemaligen Mitarbeiterin sexuelle Belästigung vorgeworfen. Fellner stritt dies ab. Ungünstig für ihn, dass die Mitarbeiterin vor Gericht als Beweis heimlich angefertigte Tonaufnahmen vorlegen konnte. Daraufhin ging Fellner gegen sie zivilrechtlich vor – auch wegen “Datenschutzbedenken”. Dies wurde nun vom Gericht abgeschmettert. Auf Twitter bezeichnet Opferanwalt Michael Rami das Urteil als “juristischen Meilenstein”. Es lohnt sich, den ganzen Twitter-Thread zu lesen, denn Rami erklärt und ordnet dort den Fall nicht nur aus seiner Sicht ein, sondern deutet auch an, dass es keineswegs der einzige Belästigungsfall bei Fellner gewesen sein könnte.
Weiterer Lesetipp: Fellners Medienkonzern “oe24” hat sich anscheinend ohne Rücksprache und Vergütung bei Videomaterial des Journalisten Michael Bonvalet bedient und dabei sogar das eingebettete Wasserzeichen überblendet. Dagegen geht Bonvalet nun gerichtlich vor, wie er bei Twitter schreibt: “Irgendwer musste Ö24 also mal auf die Finger klopfen und dafür sorgen, dass sie nicht weiter Bilder und Videos klauen.”

2. Das ist der “Journalismus” in Wissenschaftsjournalismus
(wissenschaftskommunikation.de, Marcus Anhäuser)
Die Corona-Wissenschaftler Hendrik Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit ärgerten sich kürzlich öffentlich über die Berichterstattung der “Süddeutschen Zeitung”. Dort hatte die Wissenschaftsjournalistin und langjährige “SZ”-Redakteurin Christina Berndt die Arbeit des Corona-Sachverständigenausschusses kritisiert (nur mit Abo lesbar) und dazu den Entwurf eines Arbeitsberichts herangezogen. Marcus Anhäuser kommentiert: “Wissenschaftsjournalismus ist nicht der verlängerte Kommunikationsarm von Wissenschaft und Forschung. Auch wenn das viele in Wissenschaft und Forschung immer noch nicht wirklich begriffen haben. Der Artikel in der SZ ist kein ‘Tiefpunkt’ der Wissenschaftskommunikation, sondern ein Beispiel für ureigenstes Handwerk im Wissenschaftsjournalismus.”

3. Wie Roger Köppel eine wichtige EU-Abstimmung vergeigt
(tagesanzeiger.ch)
Roger Köppel ist nicht nur Chefredakteur und Verleger des rechtskonservativen und wirtschaftsliberalen Schweizer Wochenmagazins “Die Weltwoche”, sondern auch Mitglied im Schweizer Nationalrat. Eine Tätigkeit, die er gelegentlich vernachlässige, wie Markus Häflinger in seiner “Glosse über einen politischen Maulhelden” schreibt: “Statt im Nationalrat eine Milliardenzahlung an Brüssel zu verhindern, verbringt der SVP-Nationalrat seine Zeit lieber in Dresden.”

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4. Interest in news is down in the vast majority of countries
(twitter.com, Reuters Institute, englisch)
Das Interesse an Nachrichten sei in der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Länder gesunken, berichtet das Reuters Institute for the Study of Journalism und zeigt dazu bei Twitter erschreckende Zahlen. Die Lage in Deutschland wird dort mit einem Rückgang von 74 auf 57 Prozentpunkte in den vergangenen sieben Jahren noch als “eher stabil” bezeichnet. Der Twitter-Thread des Reuters Institute ist eine Zusammenfassung des deutlich ausführlicheren “Digital News Report 2022” (ebenfalls auf Englisch).

5. Wie weit sind wir mit DAB+?
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
“Über 300 Radioprogramme sind über DAB+ verfügbar. Gut 100 davon werden nur digital ausgestrahlt. Warum der Umstieg von UKW zu DAB immer wichtiger wird” – Markus Ehrenberg beschreibt den aktuellen Stand der Hörfunk-Digitalisierung und prognostiziert, wie es weitergehen könnte.

6. Für Bücherfans, direkt ins Postfach
(deutschlandfunkkultur.de, Stefan Mesch, Audio: 9:58 Minuten)
Wer sich für Literatur interessiert, kann mittlerweile auf eine Vielzahl interessanter Newsletter zurückgreifen. Der Journalist Stefan Mesch hat sich durchs Angebot gelesen und gibt Empfehlungen, welche Newsletter sich lohnen.